Lothars Reiseberichte

Rund um Dänemark

Im ersten Corona-Sommer 2020 buchten wir für September 2021 eine Pauschalreise in den Cornwall nach England. Von Optimismus beseelt hofften wir, dass Corona bis dahin Geschichte sein würde. Wir hätten uns nie träumen lassen, dass die Reise dann im August 21 genau wegen dieses Plagegeistes abgesagt werden würde. Als Anfang 2021 das Impfen begann und die Engländer zu Impfweltmeistern wurden, hatten wir keine Zweifel an der Durchführung der Reise. Bis dahin würden sogar wir in Deutschland geimpft sein! Doch es kam anders. Die Delta-Variante überschwemmte England und ließ die Fallzahlen immer schneller steigen. Tourismus war ausgeschlossen, die Reise wurde im August storniert. Corona hatte schon im Jahr 2020 alle unsere Urlaubsplanungen durcheinander geworfen und machte ungezügelt weiter.

Während sich im Sommer die Jugend in Bars und Clubs vergnügte, suchten wir beiden Älteren nach der Absage eine kurzfristige Reisealternative. Die guten Erfahrungen, die wir im Juli mit der Flusskreuzfahrt auf der Donau gesammelt hatten, brachten uns auf die Idee, das erstattete Reisegeld für eine Last-Minute Schnupper-Kreuzfahrt – nur für geimpfte - unter dem Motto Rund um Dänemark einzusetzen. Die Reise sollte von Bremerhaven nach Oslo in Norwegen, dann nach Göteborg in Schweden, weiter nach Kopenhagen in Dänemark und schließlich nach Kiel führen. Alle Länder hatten im Sommer 2021 nicht nur für geimpfte Kreuzfahrer geöffnet, sondern auch sonst liberale Corona-Einreisebestimmungen. Dänemark hatte sogar den Freedom Day erklärt.
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Bremerhaven

In Bremerhaven lockte ruhiges sonniges Herbstwetter an diesem Septembertag die Menschen nach einem verregneten Sommer hinaus in Freie. Vor dem Beginn der Kreuzfahrt schlenderten wir am Morgen durch die Hafenstadt. Sogar oben auf dem ATLANTIC Hotel Sail City verspürten wir nur eine leichte Brise von der Nordsee. In der Ferne sahen wir am Kreuzfahrtterminal schon die Artania bereitliegen, die wir am Nachmittag betreten würden.

Die Artania ist ein verhältnismäßig kleines Kreuzfahrtschiff. Sie kann bis zu 1.200 Passagiere aufnehmen. Für uns genau richtig. Wir scheuen große Pötte, auf denen mehrere Tausend Passagiere wie in (wenn auch vielleicht komfortablen) Wohnburgen großer Metropolen hausen. Ebenso verzichten wir auch gerne auf Partyschiffe. Die Artania verfügt über zwei Restaurants mit Tischbedienung auf den unteren Decks und einem Buffet-Restaurant, auf dem oberen Deck. Da wir ja von unseren Neuseeland Urlauben mit der Enge von Wohnmobilen gut zurechtgekommen waren, kam uns unsere 20-Quadratmeter Kabine auf dem Schiff wie eine kleine Luxusvilla vor. Die Bordsprache ist Deutsch.

Das Kreuzfahrtterminal in Bremerhaven kann man auf unterschiedliche Art und Weise erreichen. Vom Reiseveranstalter Phönix werden Bustransfers aus verschiedenen Städten Deutschlands angeboten, direkt zum Terminal. Kommt man mit dem Zug am Hauptbahnhof an, fahren zu bestimmten Zeiten Shuttlebusse zum Terminal. Reist man mit dem Pkw an, gibt es verschiedene Parkmöglichkeiten am Terminal oder in der Umgebung. Partnerunternehmen bieten etwas weiter entfernt Großparkplätze mit Shuttleverbindungen an. Hat man zuvor in einem Hotel übernachtet, bietet das Hotel vielleicht auch einen Shuttleservice an oder man nimmt sich ein Taxi. Spätestens vor dem Kreuzfahrtterminal kann man seine Koffer an einer Sammelstelle abgeben. Sie werden dann vom Personal auf das Schiff gebracht und vor die Kabinentür gestellt.
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Corana-Schutzmaßnahmen an Bord

Für diese Reise war zum Reiseantritt ein vollständiger Impfschutz notwendig! Also 2-fach Impfung. Das galt für alle Gäste und die Besatzung jeglichen Alters. Alle Gäste benötigen für den Check-in an Bord das EU Covid-19 Impfzertifikat mit QR-Code (digital oder in Papierform). Zu unserem Reisezeitpunkt war ein zusätzlicher negativer Test nicht erforderlich. Mund-Nasen-Bedeckung musste in den öffentlichen Räumen und Gängen des Schiffes getragen werden. Sobald man Platz genommen hatte, konnte man den Mundschutz ablegen. Die ebenfalls geimpfte Crew hatte grundsätzlich Maskenpflicht. In den Außenbereichen bestand keine Maskenpflicht, solange ein Mindestabstand zu anderen Personen eingehalten werden konnte. Im Buffet-Restaurant wurden die gewünschten Speisen durch das Personal auf den Teller gelegt. Beim Verlassen des Schiffes und bei der Rückkehr wurde die Körpertemperatur kontaktlos gemessen und mit dem Bordausweis verknüpft. Desinfektionsspender waren überall vorhanden, beim Betreten der Restaurants wurde deren Benutzung kontrolliert.

Am Abend wurden die Zeiten für das Abendessen und der normalerweise danach stattfindenden Abendshow so aufgeteilt, dass immer nur 3 Decks im Restaurant und die anderen 3 Decks in der Show-Lounge waren. Soweit ich das mitbekommen habe, hat es bei dieser Reise keinen Corona-Fall gegeben.
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Einschiffung

Nach unserer Ankunft mit dem Taxi am Kreuzfahrtterminal wurden uns sogleich die Koffer abgenommen, sodass wir nur mit Handtasche und einem leichten Rucksack vor dem Eingang zur Einschiffung auftauchten. Ab hier hieß es wieder: Maske auf; ist ja mittlerweile zur Gewohnheit geworden. Routiniert, aber sehr freundlich wurden wir von den Reiseleitern der Artania empfangen und durch das Labyrinth – Ticketkontrolle – Ausweiskontrolle – Covit-19 Impfstatuskontrolle - zum eigentlichen Check-in geleitet. Zur Belohnung hielten wir kurze Zeit später den Bordausweis, natürlich mit unserem Webcam-Gesicht in den Händen, der uns den weiteren Weg auf das Schiff freimacht. Uns erstaunt immer wieder, wie schnell Ausweise im Scheckkartenformat mit allen möglichen elektronisch lesbaren Zugangsdaten und Sicherheitsmerkmalen von privaten Firmen angefertigt werden können.

Gut gelaunt durch die zügige und unkomplizierte Behandlung bisher traten wir vor dem Einstieg auf das Schiff dem Bordfotografen gegenüber, der uns vor einer Großleinwand des Schiffes postierte und abknipste. Fotografiert wurden wir natürlich ohne Mundschutz. Auf dem anschließenden Weg in das Innere des Schiffes kam uns auch noch Kapitän Hansen, bekannt aus der Fernsehdoku entgegen. Gisela klärte mich später auf, denn ich erkannte ihn gar nicht, auch wegen des immer noch geltenden Mundschutzzwangs. Meine bessere Hälfte hat immer alles im Blick.

Durch welche Umstände auch immer wurde uns ein Upgrade in eine Balkonkabine auf einem der oberen Decks zuteil. Um die Koffer brauchten wir uns nicht zu kümmern, die wurden wie von Geisterhand zur Kabinentür gebracht. Nachdem wir unsere sehr schön eingerichtete Kabine inspiziert hatten, nutzten wir bei 16 Grad warmer Luft auf dem Balkon die sonnigen Aussichten auf das Kreuzfahrtterminal und den dahinter liegenden Hafenbereich. Lange hielt es uns allerdings nicht auf dem Balkon, denn wir wollten das schöne Wetter auf dem Sonnendeck mit dem angebotenen Begrüßungssekt genießen. Ein paar Mutige schwammen sogar schon im Pool oder sonnten sich an diesem warmen Herbsttag auf Liegen in der Nachmittagssonne.

Bevor ein Passagierschiff ablegt, ist weltweit eine Sicherheitsübung obligatorisch. Die Signaltöne riefen dazu auf, uns mit den Schwimmwesten in der Hand in die Lounge zu begeben. Wo man hin muss, steht auf einem Hinweisschild an der Kabinentür. In der Lounge wurden wir mit den Sicherheitsabläufen vertraut gemacht. So ist uns danach der Weg zu unserem Rettungsboot klar und wir wissen nun auch, dass so ein Kahn nicht sofort sinkt. Man hat also in einem (unwahrscheinlichen Notfall) genug Zeit, um ohne Panik zu seinem Rettungsboot zu gelangen.

Pünktlich um 18 Uhr stachen wir in See. Also nicht direkt sofort, denn zuerst begann das Ablegemanöver mit den Klängen der obligatorischen Ablege-Musik. Das Auslaufen auf der Weser in Richtung Nordsee unserer ersten Kreuzfahrt wurde zu einem bewegenden Moment, den wir von der Sonnenterrasse aus beobachteten. Den Sonnenuntergang eine Stunde später genossen wir zusammen mit einem leckeren Abendessen in einem der drei Restaurants nach dem dritten Gang.

Ja, so haben wir uns den Beginn unserer ersten Kreuzfahrt vorgestellt. So kann es weitergehen.
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Erholung auf See


Die zweite Nachthälfte nahm kein Ende. Nein, wir haben nicht durchgefeiert, hätten wir vielleicht tun sollen. Das schöne ruhige Herbstwetter von gestern hat sich in einen ausgewachsenen Herbststurm gewandelt. Das Orkantief Tim tobte vor der norwegischen Süd-Westküste und schickte seine stürmischen Ausläufer bis hinein in die Nordsee. Weil der immer stärker werdende Sturm schräg von vorn auf das Schiff traf, schaukelten uns die immer stärker werdenden Wellen durch die Betten. Wir hatten das Gefühl, in einem Bus zu sitzen, der ständig bergauf-bergab Rechts-Linkskurven fährt. Nur mit dem Unterschied, der Bus kommt nicht an.

Eigentlich stand für uns für diesen Tag „Erholung auf See“ auf dem Programm. Die Programmänderung hieß aber: Windstärke 7-9 und entsprechend zunehmend höher werdende Wellen auf dem Weg ins Skagerrak. Die morgendliche Durchsage des Kapitäns klang anfangs beruhigend: Es sei ein bisschen Wind aufgekommen, weshalb er ein wenig schneller führe, um uns schnell im Schutze der norwegischen Küste vor dem Orkan in ruhigeres Fahrwasser zu lotsen. Zwischen den Zeilen seiner Ansprache konnte man aber auch entnehmen, dass er sich besonders wohlzufühlen schien, weil sichtbare Wellen und stürmisches Wetter die See aufbrausen ließen und sein Schiff dadurch zeigen konnte, welcher Herausforderung es gewachsen ist.

Die Restaurants waren an diesem Morgen zur Frühstückszeit nicht gut besucht. Sturmerprobte Kreuzfahrt-Stammgäste und einige solo auftretende Ehemänner ließen es sich trotz der widrigen Verhältnisse nicht nehmen, ordentlich zu frühstücken. Essen hilft gegen Seekrankheit. Das Personal langweilte sich. Die Reiseleiterin, die draußen vergeblich auf Teilnehmer für die morgendliche Sportgymnastik gewartet hatte, schwankte im Seemannsgang arbeitslos ins Restaurant. Man sah vielerorts das Personal herumlaufen und die kleinen weißen Tüten auf allen Gängen in dafür vorgesehene Fächer verteilen.

Nach meinem ausgiebigen Frühstück schmuggelte ich zwei Scheiben trockenes Brot in einer Serviette aus dem Restaurant, damit meine bessere Hälfte in der Kabine nicht nur die Pillen gegen Seekrankheit, sondern auch etwas bissfestes zwischen die Zähne bekommt. Das mit dem trockenen Brot ist fürsorglich gemeint! Wirklich! Bei Seekrankheit mag man ja so gar nichts essen. Doch trockenes Brot oder Zwieback hilft. Man soll auch mit angezogenen Beinen auf der linken Seite liegen. Man sollte sich auch nicht das draußen tobende Wellenschauspiel ansehen.

Für mich war es nach der Versorgung meiner Liebsten Zeit für einen Rundgang durch das Schiff, denn bisher waren wir froh, dass wir den Weg vom und zum Restaurant gefunden hatten, ohne uns zu verlaufen. Der erste Weg führte mich in den Bereich der Rezeption auf Deck 2 und Harrys Bar auf Deck 3, also ziemlich weit unten. Auch hier verliefen sich nur ein paar Kreuzfahrer, allerdings mehr als im Frühstücksraum. Ich suchte mir einen der gemütlichen Sessel an einem der Fenster, die bis auf den Boden reichen und ließ mir ein Kaltgetränk schmecken. Beim Betrachten der tosenden Wellen und weißen Schaumkronen machte ich mir im Stillen Gedanken, ob das tolle Upgrade von der ursprünglich gebuchten Kabine von einem der unteren Decks des Schiffes nach fast ganz oben vorne vielleicht doch nicht so gut war. Denn in der Mitte des Schiffes auf Deck 2 und 3 schaukelte es weniger.

Nachdem es Gisela nach dem Genuss der trockenen Scheibe Brot und meinem Versprechen, dass das Schaukeln auf den unteren Decks weniger spürbar ist, etwas besser ging, schwankten wir beide nach unten. Wir freuten uns über die gute Idee der Schiffsbauer, die langen Gänge bis zu den Aufzügen und Treppen mit stabilen Handläufen ausgestattet zu haben. Die sind sehr praktisch, wenn der Fußboden bei mittlerweile Windstärke 9-12 zu einem Schaukelbrett wird.

Bis zum Mittagessen hielten wir beide uns vorsichtshalber auf Deck 3 in den bequemen Sesseln ohne direkten Blick nach draußen auf. Das Beobachten der tosenden See verschoben wir auf später. Das Restaurant füllte sich zum Mittagessen mit mehr Gästen als noch zur Frühstückszeit. Die Kellner hatten kein leichtes Spiel mit ihren manchmal 12 gestapelten Tellern auf dem Tablett, welches sie aus der Küche ins Restaurant balancierten. Eigentlich hatte der Kapitän eine Beruhigung der See versprochen. Stattdessen schaukelte das Schiff besonders heftig. Die halb vollen Gläser drohten überzuschwappen. Ein Dejavu. Immer wenn auf unseren Flügen das Essen serviert wurde, begann es wegen aufkommender Turbulenzen zu rütteln! Auf dem Weg zurück in die Kabine mussten wir uns sogar mit beiden Händen an den Handläufen vorwärts schieben. An irgendwelche Freizeitaktivitäten draußen war gar nicht zu denken. Auf Yoga-Walking, Shuffleboard, Qi Gong, Fit und Fun-Training am Pool oder Gymnastik verzichteten wir an diesem Tag. Erholung auf See heute einmal anders.

Langsam erreichten wir auf grober See das Skagerrak. Tim, das Sturmtief, peitschte die Wellen mittlerweile mit Windstärke 9 und Böen bis Stärke 12 vom Nordatlantik in das Skagerrak hinein. Womit hatte uns der Kapitän nochmal beruhigen wollen? Im Skagerrak, das für raue See berüchtigt ist, sollte der Seegang nachlassen? Eine erneute Durchsage des Kapitäns nährte die Aussicht auf ruhigere Gewässer ab dem Abend. Denn dann sollten die hohen Küstengebirge einen guten Schutz vor dem Orkan bieten und das Schiff würde nicht mehr so viel schaukeln.

Ich war mir sicher, dass der Wellengang nichts davon mitbekommen hat. Jedenfalls hatten sich im Laufe des Nachmittags unsere Mägen nach dem guten Mittagessen wieder beruhigt und wir konnten uns sogar die tosende See ohne aufkommende schlechte Gefühle anschauen.

Das war auch gut so, denn um 18 Uhr wurde für uns im Rahmen eines Gala-Abends das 5-Gänge Gala Dinner in den Restaurants serviert. Man hat ja immer schon einmal davon gehört, dass man pro Woche 5-Gänge Menü auf einem Kreuzfahrtschiff zwei Kilo zunehmen soll. Das stimme so nicht, erklärte uns der Kapitän auf dem anschließenden Begrüßungscocktail. Die salzige Meeresluft würde die Kleidung schrumpfen lassen, versuchte er uns weiß zu machen.

Nachdem wir das Kreuzfahrtteam sozusagen persönlich kennengelernt hatten, wurden wir sogleich mit der Gala Show durch das Artania-Show-Ensemble belohnt. Die wirklich sehr schöne und professionelle einstündige Show ließ uns endgültig den tosenden Seegang draußen vergessen. Die präsentierte große Musical Gala Show fing uns mit den bekannten Musicals wie zum Beispiel Ausschnitten aus Cats, Phantom der Oper oder Starlight Express und anderen mehr von Sir Andrew Lloyd Webber ein und bescherte uns einen unvergesslichen Abend.

In der folgenden Nacht normalisierte sich die Fahrt auf dem Meer zusehends, denn das Schiff fuhr in den Oslo-Fjord ein.
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Ach du schöner Stress

Man glaubt gar nicht, wie stressig eine Kreuzfahrt sein kann. Auch ohne Orkanböen und Schaumkronen auf meterhohen Wellen. Der gestrige stürmische Tag wurde von einem neuen Tag mit wenig Wind um 6 Uhr in der Früh abgelöst. Aufstehen, fertigmachen und um 6:30 Uhr in der Dämmerung rauf aufs Sonnendeck. Sonnenaufgang bei der Durchfahrt im Oslo-Fjord beobachten. 7:30 Uhr Frühstück. Um 10 Uhr Vorbereitung für den Ausflug. Sammeln in der Lounge, Anstehen und warten auf die Zuteilung der Ausflugsbusse. Pass und Impfpasskontrolle nach dem Verlassen des Schiffes durch die norwegischen Behörden. 11 Uhr Beginn der Panoramafahrt durch Oslo. 13:30 Uhr Rückkehr und spurt ins Restaurant zum Mittagessen bevor es schließt. Hätten wir den Tagesplan richtig gelesen, wären wir nicht zum bereits geschlossenen Restaurant gelaufen. Der Rückweg durch die noch ungewohnten Katakomben des Schiffsbauches ins noch geöffnete Restaurant auf dem anderen Deck war unter diesen Bedingungen und nach mehreren falsch eingeschlagenen Richtungen nicht so einfach zu finden. Schweißgebadet 5-Gänge-Menü vertilgen. Gleich danach Aufbruch zur eigenen Exkursion in die Stadt. Pünktlich wieder Rückkehr zum Schiff und fertigmachen zur Abendshow. Danach Abendessen. Anschließend die Qual der Wahl von einem Besuch der diversen Musikdarbietungen in den Bars. Gegen 23 Uhr wird man zum Mitternachts-Snack geladen. Danach gehts dann noch in Harrys Bar. Schlafen? Wird überbewertet!

Wie sagte der Kapitän zu Beginn der Reise: "Urlaub könnt ihr machen, wenn ihr wieder zu Hause seid!"
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Oslo-Fjord und Oslo


Jetzt aber noch einmal von vorne und mit Genuss. Die Einfahrt in den Oslo-Fjord wurde tags zuvor vom Kapitän und dem Kreuzfahrtdirektor als DAS Erlebnis für den frühen Morgen zur Sonnenaufgangszeit angepriesen. Das wollten wir natürlich nicht versäumen. Angezogen mit warmen Jacken und die Pudelmütze tief ins Gesicht gezogen, standen wir zusammen mit einigen anderen Frühaufstehern vorne am Bug um das Schauspiel – nein, eigentlich das Farbenspiel des Sonnenaufgangs während der Fahrt im Fjord zu genießen und natürlich zu fotografieren. Aufziehende Wolken am zuvor klaren Himmel sorgten für teilweise unwirkliche Lichtverhältnisse. Das ganze Erlebnis fasse ich mal in einem Satz zusammen: Super extra phänomenal, trotz eiskalter Finger und vom morgendlichen Gegenwind ausgekühlten Wangen.
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Oslo

Es hatte sich angedeutet, mit dem Einlaufen in den Hafen von Oslo zog sich der Himmel zu. Rechtzeitig zu Beginn der gebuchten Panoramafahrt durch Oslo begann es zu regnen. Der Bus stellte sich gleich zu Beginn in den Dauerstau der Innenstadt, denn das Ziel war der Holmenkollen auf der anderen Seite von Oslo.

Die Vielen wohl aus den Wintersportberichten bekannte Skisprungschanze liegt erhöht am Berg und tauchte plötzlich zwischen den Wolken auf. Klar, blauer Himmel oder zumindest trockenes Wetter wären für gute Fotos oder erstaunte Wahrnehmung des Bauwerks förderlich gewesen. Stattdessen knipste man schnell mit den Kameras die Schanze ab in der Hoffnung, keine Wassertropfen auf die Linse zu bekommen. Die 10-Minuten-Pause direkt an der Schanze diente nur dazu, schnell mal die Toilette oder den Souvenirshop aufzusuchen. Die anderen, die stattdessen mehr von der Schanze sehen wollten, waren hinterher durchnässt.

Das von hier oben sich bietende Panorama der Stadt am lang gezogenen Fjord vermuteten wir zwischen und unter den dichten Regenwolken bei der Rückfahrt vom Berg aus dem Bus heraus. Was noch blieb, waren zwei kurze Fotostopps am Vigelandspark und am Polarschiffmuseum mit den Statuen der Polarforscher Roald Amundsen und seinen Kollegen. Diese Truppe hatte wenigstens die richtige Regenkleidung an und Regenhüte auf.

Nach unserer Odyssee nach Rückkehr auf dem Schiff in das noch geöffnete Restaurant und dem wie gewohnt sehr guten und leckeren Essen blieb Zeit, selbst ein wenig durch Oslo zu laufen. Das Schiff lag gegenüber der Oper und dem Hauptbahnhof. Der Wettergott hatte dann doch noch ein Einsehen mit uns und präsentierte seine Sonne. Auf der anderen Seite des Schiffes lockten die Oper und das daneben liegende, noch nicht eröffnete Museum mit mehr als 28.000 Werken Edvard Munchs als erste Anlaufpunkte. Vom Dach der Oper bietet sich einem ein sehr schönes Panorama der Stadt mit der Skischanze hinten am Berg und seinem Fjord. Auf der anderen Seite, gleich neben dem Bahnhof, beginnt die Fußgängerzone, die an diesem Freitag Nachmittag viel bevölkert war.

Die lang gezogene Karl Johans Gate ist die Haupteinkaufsstraße in der Stadt. Sie führt hinauf bis zum königlichen Schloss mit seinem Park. Ohne große Umwege kommt man von dort auch zum 1899 erbauten Nationaltheater und zum 1950 eröffneten Rathaus. Bekannt geworden ist es durch eine reiche Ausschmückung seiner Innenräume und seinem Glockenspiel, deren 49 Glocken jeden Tag stündlich ein kurzes Stück spielen. Ein Besuch der Festung Akershus unweit vom Rathaus soll sich auch lohnen. Wir haben es zeitlich nicht geschafft.

Vor dem Abendessen präsentierten die vier Damen des Showensembles in der Show-Lounge stimmgewaltig einen bunten Strauß von Welthits aus den 60er bis 80er-Jahren. Mit dem anschließenden Abendessen verließen wir Oslo mit ruhiger Fahrt durch den Oslo-Fjord Richtung Göteborg. Als wir in der Nacht wieder das Skagerrak erreichten, wurden wir noch einmal kräftig auf dem Weg nach Göteborg durchgeschüttelt. Der Seegang war diesmal so stark, dass einige Dinge von den Tischen fielen. Die Anzeige des Bordwetters im Bord-TV-Kanal des Fernsehers sprach von sehr grober See. Mittlerweile war das alles fast schon nichts mehr Besonderes.
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Göteborg

Gegen morgen begrüßte uns strahlender Sonnenschein, ruhige See und eine leichte Brise in Göteborg, als das Schiff gegen 8 Uhr festmachte. Es musste außerhalb der Stadt bleiben, weil die Brücken in der Stadt zu niedrig sind.

Um individuell nach Göteborg zu gelangen, gab es nur die Möglichkeit, sich für einen Busshuttle anzumelden. Wir dagegen hatten eine Panoramafahrt mit dem Bus gebucht, die um 11 Uhr beginnen sollte. So konnten wir uns mit dem Frühstück Zeit lassen und auf dem Promenadendeck flanieren, um uns etwas umzusehen und das schöne Wetter zu genießen.

Als Überraschung an diesem Morgen hatte der Kreuzfahrtdirektor die Nachricht parat, dass sich alle geimpften an Bord befindlichen Gäste und Besatzungsmitglieder auf Covit-19 testen lassen müssen. Wir legen ja morgen in Kopenhagen in Dänemark an. Die Behörden dort haben kurzfristig entschieden, dass das Schiff nur anlegen darf, wenn alle geimpften auch negativ getestet sind, egal, ob man an Land möchte oder nicht. Die Dänen! ALLE an Bord sind geimpft, das war die Voraussetzung für diese Reise. Hatten die nicht vor 14 Tagen den Freedom Day verkündet und damit alle Corona-Beschränkungen aufgehobenen? Ich bin ja mal gespannt, ob sie es schaffen, ALLE von Bord Gehenden morgen zu kontrollieren. Das erwarte ich nun aber auch.

Damals, im September 2021, schien das Testen von 2-fach Geimpften noch überflüssig, bekloppt und sinnlos zu sein. Keine zwei Monate später wurde dieser Vorgang auch in Deutschland als 2G Plus bezeichnet und gehörte zum Alltag. Also waren die Dänen unserer Zeit voraus?

Vor den Ausflügen versammeln sich alle Teilnehmer immer in der Show-Lounge, um ein reibungsloses Beladen der Busse zu gewährleisten. Diesmal wurde zusätzlich wegen der Dänen eine Teststraße am Ausgang der Show-Lounge aufgebaut. Damit das Schiff morgen früh nur mit getesteten anlegen darf, muss also heute der dann 48 Stunden gültige Test durchgeführt werden. Die Stimmung unter der Besatzung und Kreuzfahrern war entsprechend angefressen wegen des zusätzlichen Aufwands. Trotzdem wurde das Testen der Passagiere durch das Bordpersonal sehr professionell beim Verlassen der Show-Lounge durchgeführt. Für uns war diese Angelegenheit schnell vergessen.

Nach der Testprozedur und der Kontrolle der EU-Impfzertifikate und der Pässe durch die schwedische Behörde durften wir in den Bus für die Panorama-Fahrt einsteigen. Die lokale Reiseleiterin erzählte unterhaltsam und kurzweilig von ihrer Stadt Göteborg. Schade nur, dass für Fotostopps keine Zeit vorgesehen war, denn uns gefiel das, was wir zu sehen bekamen. Wir wären gerne ausgestiegen und selbst umher gelaufen. Na ja, wir hatten ja schließlich eine Panoramafahrt gebucht und kein Panorama-Spaziergang. Zum Schluss wurden wir zum Keillers Park, einem Berg 85 Meter über normal Null gebracht, um von der Västra utsikten - Aussichtsplattform aus 74 Meter Höhe über dem Meeresspiegel, dem höchsten Berg in Göteborg, mal kurz die Stadt mit ihrer Umgebung von oben zu bewundern.

Das absolute Highlight erlebten wir allerdings auf der Abfahrt vom Berg hinunter in die Stadt. Die durch Wald führende Straße ist schmal, einspurig bis zum Gipfel und recht kurvenreich. Als wir mit dem Bus auf der Hälfte angekommen waren, kam uns von unten ein anderer Bus entgegen. Noch nicht einmal ein Pkw hätte uns passieren können. Was macht unsere Busfahrerin? Sie manövriert den Bus zügig und rückwärts um mehrere Kurven herum wieder zurück nach oben. Nach zwei bis dreihundert Metern gab es eine Ausweichstelle, in die sie hinlenkte, um den bergauf fahrenden Gegenverkehr vorbeizulassen. Das war fahrerische Extraklasse, wofür es extra Applaus gab. Bloß gut, dass keine Fahrzeuge hinter unserem Bus auch zurücksetzen mussten. Und bloß gut, dass bei dem nächsten Versuch den Berg zu verlassen niemand mehr entgegen kam.

Das Schiff legte um 20 Uhr ab. Um 19 Uhr tauchte eine Göteborger Musiktruppe neben dem Schiff auf und unterhielt die Gäste mit schmissiger Blasmusik und Fahnenschwenkern bis zum Auslaufen.
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Kopenhagen

Wir hatten auch diese Nacht Mühe zu schlafen; diesmal aber, weil die See so ruhig war und wir von der Fahrt gar nichts merkten. Nein, Spaß beiseite! Wir haben natürlich super geschlafen bei der ungewohnt ruhigen See. Das Schiff machte am Langeliniekaj in Kopenhagen fest. Der Kai liegt sehr günstig, um von hier sogar zu Fuß die Highlights der Stadt zu erleben. Oder man geht die paar Schritte zum Ende des Kais und fährt mit dem Bus Linie 27 in die Innenstadt. Somit hatten wir Glück, denn Kreuzfahrtschiffe machen auch am Ocean Quay im Nordhafen fest, ca. 8 Kilometer bis zum Zentrum; so wie eine Stunde nach uns die Aida-Prima. Habe mal gelesen, dass von dort auch ein Bus ins Zentrum fährt.

An diesem Morgen mussten wir uns jedenfalls mit dem Frühstück beeilen, weil die gebuchte Panoramafahrt durch Kopenhagen kurz nach 8 Uhr begann. Zeitraubend kam hinzu, dass die dänische Polizei unsere Covit-19 Testergebnisse vom Vortag kontrollierte. Sie warteten tatsächlich unten am Ende der Schiffstreppe. Unser EU-Impfzertifikat interessierte sie nicht die Bohne. Als wir nach zwei Stunden zum Schiff zurückkehrten, waren die Uniformierten verschwunden und niemand wurde mehr kontrolliert. War ja Sonntag. Also viel Wind um nichts. Oder Freedom Day eben.

Der Vorteil des frühen Aufstehens und Beginn der Tour war für uns, dass unser Bus die einzigen Gäste bei der Audienz der kleinen Meerjungfrau war. Leider schien die Sonne so, dass wir die kleine Lady nur im Gegenlicht fotografieren konnten. Man kann nicht alles haben. Der Bus parkte so, dass wir einen schönen kleinen Spaziergang bei herrlichem Wetter durch den nahen Langelinie Park machten und dabei am Iver Huitfeldt Memorial, an der Prinsesse Marie (Prinzessin Marie Statue) und dem schönen Gefionspringvandet (Gefion Springbrunnen) vorbeikamen.

Gleich nebenan dann schon der nächste Busstopp am Schloss Amalienborg. Hier waren wir nicht die einzigen, denn zwischen dem Strom der Bustouristen mogelten sich immer wieder Läufer eines gerade stattfindenden Marathonlaufs. Sonst war der Platz an diesem Morgen menschenleer. Nachteil der frühen Tageszeit ist natürlich, dass wir keinen Wachwechsel mitnehmen konnten. Der findet mittags statt. Gegenüber, auf der anderen Seite des Hafenbeckens, steht die neue Oper. Auch hier war wegen der darüber stehenden Morgensonne im Gegenlicht kaum etwas zu erkennen. Bei der restlichen Panoramafahrt durch die Stadt bekamen wir alle anderen Highlights Kopenhagens zu sehen.

Direkt am Schiffsanleger befindet sich ein lang gestrecktes Gebäude, das eine Art Outlet-Center mit zahlreichen Geschäften beherbergt. Normalerweise. Als wir Ende September hier vorbei kamen, standen alle Geschäfte leer, bis auf einen Klamottenladen. Das Schild Souvenirshop über einem anderen Schaufenster suggerierte an diesem Sonntag eine Einkaufsmöglichkeit, aber auch dieser Laden enttäuschte nur durch leere Räume.

Bis zur Abfahrt am späten Nachmittag blieb jedoch genug Zeit, um selbst nach dem Mittagessen loszulaufen. Vom Schiffsanleger am Langeliniekaj geht man direkt am Wasser des Hafens entlang und trifft die kleine Meerjungfrau nach ca. 800 Meter direkt auf einem Felsen am Ufer sitzend.

Den lille havfrue - Die Kleine Meerjungfrau

Die vielleicht bekannteste Sehenswürdigkeit in Kopenhagen ist die Kleine Meerjungfrau (Den lille havfrue). Zusammen mit dem Tivoli ist sie Kopenhagens populärste Sehenswürdigkeit. Über eine Million Menschen pilgern jährlich zu der kleinen Dame. Sie ist deshalb selten allein, obwohl man sie leicht übersehen kann, wenn man nicht weiß, wo sie ihren Platz am Wasser hat. Morgens, nachdem die Sonne aufgegangen ist, hat man noch die Chance, sie mit nicht so vielen Touristen zu treffen. Allerdings ziert sie sich etwas, wenn man sie im morgendlichen Gegenlicht fotografieren möchte. Da böte der Nachmittag besseres Licht. Nur dann hat man Mühe sie zu fotografieren, weil man sie wegen ihrer vielen Fans im schier endlosen Strom der Touristenmassen kaum noch sehen kann; besonders, wenn Kreuzfahrtschiffe in Kopenhagen festgemacht haben.

Hat man sich von der kleinen Dame verabschiedet, läuft man durch einen schönen kleinen Park, dem Langelinie Park, weiter, passiert das Iver Huitfeldt Memorial, Prinsesse Marie (Prinzessin Marie Statue), bis man am Ende des Parks auf den Gefionspringvandet (Gefion Springbrunnen) trifft.
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Wachablösung in Amalienborg


Folgt man nun der Uferpromenade weiter Richtung Stadt, kommt man nach einem weiteren Kilometer zum Schloss Amalienborg, in dem die dänische Königsfamilie wohnt. Zur Mittagszeit kann man sich die täglich stattfindende traditionelle Wachablösung ansehen. Die Wachen tragen die traditionellen Bärenfellmützen. Die gesamte Wachablösung dauert circa 30 Minuten. Aber auch wenn gerade keine Wachablösung stattfindet, lohnt sich ein Abstecher!

Gegenüber, auf der anderen Seite des Hafenbeckens wurde vor einigen Jahren mit viel Geld eines bekannten hier ansässigen Container-Schiffsreeders die Oper von Kopenhagen gebaut.
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Nyhavn (Der neue Hafen)

Der vielleicht schönste Stadtteil von Kopenhagen ist Nyhavn (Neuer Hafen). Geht man von Amalienborg die Uferpromenade weiter bis zum Ende, erreicht man nach ca. 600 Metern den Hafen. Er wurde im 18. Jahrhundert erbaut und vor einigen Jahren neu gestaltet. Rechts und links neben dem Kanal grüßen schöne und farbenfrohe Gebäude, die besonders bei Sonnenschein auf eine fantastische Art und Weise ein besonderes Flair entwickeln. Die Motive findet man auf allen Postkarten und Bildern von Kopenhagen.

Zwischen dem Kanal und den Häusern reihen sich auf einer Länge von 300 Metern unter Sonnenschirmen Außengastronomie mit vielen Restaurants, Cafés und kleinen Boutiquen. Straßenkünstler bieten an allen möglichen Ecken ihre Künste an. Besonders schön ist es hier zu sitzen und bei einem Kaffee oder einem Glas Bier sich entspannt das Treiben rundherum anzusehen. Man muss aber Glück haben, um einen Platz zu ergattern; denn viele Touristen aber auch viele Einheimische bevölkern die Straßen. Gegenüber der Restaurantseite kann man auf Barkassen einchecken, um Kopenhagen vom Wasser aus zu betrachten.

Am Ende des Kanals Richtung Stadt liegt Kongens Nytorv, der berühmte kopfsteingepflasterter Platz aus dem Jahr 1907 mit einem Reiterstandbild von König Christian V.

Auch am anderen Ende des Kanals, Richtung Hafen, bietet viel Außengastronomie herrliche Panoramen auf die Stadt. Sind die Dänen nicht das glücklichste Volk dieser Welt? Ich kann es verstehen. Es war unser erstes Mal in der Stadt. Wir werden bei Gelegenheit für mehr wiederkommen.
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Ausklang der Reise

Leider blieb am Nachmittag nicht sehr viel Zeit für weitere Erkundungen, denn um 17 Uhr legte das Schiff schon wieder ab, um die Heimreise nach Kiel zu beginnen. Die Festivität des Dämmershoppens durfte allerdings erst nach dem Verlassen des Hafens beginnen, weil sich in der Vergangenheit die Kopenhagener Anwohner in der Nähe der Anlegestellen über den Lärm der Schiffe beklagt hatten. Die Crew sorgte vor dem eigentlichen Abendessen für Kurzweil auf dem Promenadendeck mit einem Stadl-Abschieds-Dämmershoppen. Kapitän und Kreuzfahrtdirektor präsentierten zünftig in feschen Lederhosen bayrische Spezialitäten in Form von Freibier mit Brezn und Weißwürschtl. Ich hoffe, ich habe das als eingeborener Preuße richtig geschrieben.

Gleich danach wurde das festliche Abschieds-Abendessen mit einem Sechs-Gänge Menü serviert. So exzellent genudelt rollten wir uns anschließend in die Show-Lounge, um uns mit der Hommage an die Rockband Queen unter dem Titel We are the Champions in Stimmung zu bringen. Da sage noch einer, Kreuzfahrten sind nur was für alte Leute. – Ok, ok, die Queen-Fans haben mittlerweile auch ein spezielles Alter erreicht. Freddie Mercury wäre heute sogar noch älter als wir.

Die Stimmung brauchten wir dann aber auch, um nach der Show noch unsere Koffer zu packen. Die sollten wir nämlich noch vor die Kabinentür stellen, damit sie am nächsten Morgen abholbereit im Kreuzfahrtterminal in Kiel von uns bequem entgegengenommen werden konnten.
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Kiel und weg

Mit vielen guten Wünschen wurden wir vom Kreuzfahrtpersonal freundlich verabschiedet. Noch im Kreuzfahrtterminal war der Urlaub beendet, das merkten wir sehr schnell. Bevor wir nämlich das Terminal mit unserem Gepäck verlassen durften, wurden wir vom deutschen Zoll abgefangen. Ich weiß nicht, warum gerade wir immer das große Los ziehen. Natürlich wollten wir nichts schmuggeln und haben auch in dieser kurzen Woche keine Souvenirs im Koffer versteckt, die den erlaubten Freibetrag hätten sprengen können. Das haben die Beamten wenigstens schnell eingesehen.

Draußen vor dem Terminal standen wir dann im Regen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mietwagenstation nicht besetzt. Zu Fuß bis zur Linienbushaltestelle wären wir ertrunken. Kein Taxistand, kein Taxi, noch nicht einmal Werbetafeln von Taxiunternehmen mit einer Telefonnummer. Wir wollten doch nur zum Bahnhof. Unser Chauffeur mit der Stretchlimousine tauchte auch nicht auf. Ist die Infrastruktur immer so rudimentär am Kreuzfahrtterminal in Kiel? Gut, wir sind halt von vielen Reiseankünften an allen möglichen Flughäfen dieser Welt verwöhnt. Als ich gerade begann, im Smartphone nach einem lokalen Taxiunternehmen zu fahnden, bog wie gerufen ein Taxi auf den leeren Vorplatz ein. Wir winkten es heran, luden unsere Koffer ein und fuhren los. Kurz vor Erreichen des Bahnhofes fragte uns der bis hierhin schweigsame Taxifahrer: „Hatten sie das Taxi eigentlich bestellt?“ Nein, hatten wir natürlich nicht. Hatten wir stattdessen dem Besteller das Gefährt vor der Nase weggeschnappt? Wenn ja, dann tut es mir leid. Aber der Taxifahrer hätte uns ja vorher fragen können.

Die Deutsche Bahn brachte uns jedenfalls pünktlich, ohne Verspätung, umweltfreundlich und sicher nach Paderborn. Ich muss natürlich dazu sagen, weil der ICE in Kiel eingesetzt wurde, konnten wir unsere Koffer bequem in den dafür vorgesehenen Abstellflächen unterbringen, genauso wie zwei weitere Fahrgäste. Doch die 50 Leute, die in Hamburg oder noch später ihre Koffer unterbringen wollten, hatten Pech. Ein ICE ist halt nicht für Ferienreisende mit Gepäck geeignet.
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