Lothars Reiseberichte

Weiterreise nach Norwegen

Mit diesem Reisebericht beschreibe ich unsere Weiterreise nach Norwegen. Es ist die Fortsetzung unserer Reise, die uns bisher nach Island und Spitzbergen geführt hat. Endlich haben wir unser langersehntes Traumziel Norwegen erreicht, unter anderem mit dem Besuch des Nordkaps, den Lofoten und des Geirangerfjords.
Route
Nordatlantik


Die vergangene Nacht verbrachten wir also in Spitzbergen am nördlichsten Punkt der Erde, den wir jemals erreicht haben. 78 Grad 26.29 Minuten nördliche Breite, nur rund 1.440 Kilometer vom Nordpol entfernt.

Seetag zum Nordkap

Nordpolarmeer
Nordpolarmeer
Es lag mal wieder ein Seetag vor uns. Um 6 Uhr in der Früh wurde der Anker gelichtet. Langsam schob sich das Schiff aus dem Fjord, zurück ins Nordpolarmeer, mit südlichem Kurs an der Küste Spitzbergens entlang, Richtung Nordkap. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel. Kaum Wellen auf dem blauen Meer. Kaum ein Lüftchen regt sich. Ein herrlicher Tag!

Es war wieder stressfrei möglich, Dinge zu erledigen, die sich angesammelt hatten. Natürlich kann man auch das tun, was einem Spaß macht. Gerne geht man ein paar Runden in der frischen Luft auf dem Promenadendeck, um sich danach in der Vista Lounge oben am Bug auszuruhen, das Meer um sich herum zu betrachten und ein Warmgetränk zu sich zu nehmen. Blöd nur, wenn sich das Servicepersonal versteckt hat. Sonst tauchten sie immer sofort auf, wenn man noch gar nicht Platz genommen hatte.

Na gut, wenn es an der Bar keine Bedienung gibt, kann man es ja ein paar Decks tiefer versuchen. Die Barkeeper schienen alle auf Spitzbergen geblieben zu sein. Niemand ließ sich blicken. Fast verdurstet trollten wir uns und stellten dabei fest, dass die Barleute jetzt aus ihren Löchern kamen. Jetzt wollten wir nicht mehr, war gleich Mittagszeit.

Kaffeehaus
Kaffeehaus Polar
Am Nachmittag wurde das Buffet Kaffeehaus Polar in einem der Restaurants aufgetischt. Als wenn es seit drei Wochen keinen Kuchen gegeben hätte, stürzten sich manche Damen und Herren auf das kunstvoll vom Personal gestaltete Buffet. Diejenigen, die das Kunstwerk fotografieren wollten, wurden teils unfreundlich von den Hungrigen beiseite gedrückt.

Nachdem wir das ein oder andere Foto geschossen und unseren Kuchen verdrückt hatten, nahmen wir wieder Platz vorne oben in der Vista Lounge. Gerade tummelten sich Schweinswale am Schiff. Dabei stellte ich mir vor, der Kapitän würde jetzt eine Durchsage wegen der Fische machen. Alle Gäste bei der Kuchenschlacht ließen ihre Teller und Gabeln fallen, um das Schauspiel nicht zu verpassen.

Schweinswale oder Belugawale begleiten das Schiff immer mal wieder auf dem Weg zum Nordkap. Gratis Walbeobachtung in der Vista Lounge - oder auf dem Promenadendeck.

Das Nordkap

Nordkap
Nordkap-Küste

Die Anfahrt von Spitzbergen durch die Beringsee war traumhaft. Blauer Himmel, kaum Wind, flache See, wärmende Sonne bei 12 Grad Lufttemperatur.
Nordkap
Das Nordkap
Je näher wir am Nachmittag dem Nordkap kamen, desto mehr versteckte sich die Sonne und der Himmel bezog sich. Zu sehen war anfangs nur eine dunkle Felsenwand, die sich vor uns aufbaute, von links nach rechts bis zum Horizont. Hier beginnt das europäische Festland. Welcher von den vielen Felsen nun das eigentliche Nordkap sein sollte, konnte man nur erahnen. Irgendwann wusste man mit dem Fernglas oder der Zoomfunktion einer Kamera den richtigen Felsen zu bestimmen, bis wir das Wahrzeichen des Kaps, die Weltkugel, oben auf einem der Felsen erkennen konnten.

Honningsvåg
Honningsvåg
Das Schiff fuhr um einige Felsen herum, um letztendlich in eine der Buchten nach Honningsvåg einzubiegen. Die Hoffnung auf schönes Wetter und klare Sicht schwand, denn mit jeder Seemeile wurde es nebliger und es begann zu regnen. Weil für den späten Abend auch noch Sturm angekündigt wurde, durfte das Schiff aus Sicherheitsgründen nicht an der kurzen Pier anlegen, sondern es musste in der Bucht vor Anker gehen. Das bedeutete, dass die eigentliche Zeit für den Besuch des Nordkaps durch das ungeplante Tendern verkürzt wurde. Das Anlegen an der komfortablen längeren Pier war uns durch ein bereits dort liegendes viel größeres Kreuzfahrtschiff der AIDA Flotte verwehrt.

Honningsvåg
Honningsvåg
Der kleine Ort Honningsvåg ist für alle Kreuzfahrer der Ausgangspunkt zum Nordkap. Gegen 20 Uhr begann das Tendern von gut 500 Reisenden in strömenden Regen aber noch einigermaßen ruhiger See. Von Honningsvåg sahen wir nur die großen Pfützen, weil wir in Windeseile zu den wartenden Bussen geschleust wurden. Als wir um eine Ecke bogen, lachte uns verschmitzt ein riesiger Troll an. Ich wusste es! Das ist der Verantwortliche für das miese Wetter und die anderen Misslichkeiten, die uns noch erwarteten.

Nordkap
Am Nordkap
Nordkap
Am Nordkap
Die Reiseleiterin, die uns zu dem richtigen Bus geleitete, sah aus wie ein Michelin-Männchen. Man erkannte sie nur am farbigen Outfit. Der Bus nahm Fahrt auf bei immer nebliger werdendem Wetter und Dauerregen. Die Landschaft und auftauchende Rentiere am Straßenrand konnten wir durch die mit Wassertropfen und Feuchtigkeit beschlagen Scheiben im dichter werdenden Nebel gerade so erkennen. Bloß gut, dass der erfahrene Fahrer seine Strecke gut kannte, denn immer wieder kamen uns Busse auf der schmalen Straße entgegen.

Nach Ankunft unseres Busses auf dem Parkplatz gab man uns eine Stunde mit dem Tipp, es gäbe auch einen Aufzug für die nicht so mobilen Gäste. Hektik machte sich breit. Dummerweise ging die Antwort auf die Frage unter, wohin denn der Aufzug führe. Alle stürmten durch den Regen in das große Gebäude am Parkplatz. Wo ist nur der Lift! Immer der Menschenmenge nach! Alles was hinein passte, quetschte sich in den Lift. Die Tür schloss sich, er fuhr aber nicht los. Ein Ungeduldiger fragte, ob jemand gedrückt hätte. Nein, niemand. Die Bedientafel war durch die eng stehenden Menschen verdeckt. So, endlich kam einer an die Tasten. Es gab die Wahl zwischen den Etagen -1, -2 und -3. Gut. Und wohin jetzt? Die Schrift neben den Etagenziffern war recht klein geschrieben. Niemand hatte seine Lesebrille dabei. Also wurde erst einmal -1 gedrückt. Auf der Etage -1 waren im Flur die Toiletten ausgeschildert. Hier wollte niemand hin. Das gleiche Spiel im Fahrstuhl wiederholte sich, diesmal mit Etage -2. Auf der Etage -2 war das Nordkap-Postamt untergebracht. Da wollte auch niemand hin. Zur Etage -3 fuhr der Aufzug automatisch, denn jemand auf der Kinoebene (Etage -3) hatte den Aufzug angefordert und wollte nach oben. Es setzte sich allgemein die Erkenntnis durch, dass der Aufzug nicht zum Nordkap führe und man wohl ohne diesen, durch die Einganghalle hindurch, einfach nur eine Tür nehmen musste, um zum Nordkap-Wahrzeichen zu kommen.

Nordkap
Globus
Es blieben noch 45 Minuten. Draußen schlug uns der Regen ins Gesicht. Die gut 100 Meter bis zum Globus waren trotz der vielen Pfützen schnell überwunden. Wie es mit solch symbolischen Landmarken nun mal so ist, jeder der Anwesenden und Zuströmenden möchte alleine oder maximal mit seinem Partner fotografiert werden. Dabei entstehen mehrere Probleme. Es stehen zu viele Menschen herum und im Weg. Die Kamera des Smartphones nur mit einer Hand zu bedienen, weil die andere Hand den Regenschirm hält, ist schwierig. Der Globus steht auf einem Podest, welchen man über fünf Treppenstufen erreicht. Knipst man nun lieber von unten oder doch von oben. Und schließlich steht immer mindestens einer im Weg oder läuft durchs Bild. Da klettert doch tatsächlich einer in den Globus hinein! Und dann dieser Regen. Und der Nebel. Wie viel Zeit hatte ich gleich noch? Die Sicht von der ca. 300 Meter hohen Plattform hier oben auf das Meer oder die von der Postkarte bekannten benachbarten Berge und Buchten war gleich Null.
Und was ist das überhaupt für ein blau-weißer Aufkleber an der einen Stütze? Das stört doch das Motiv! Da hat doch so ein Witzbold eines Fußball-Fanclubs einen Aufkleber seines westdeutschen Lieblingsvereins angepappt.

Nordkap
Nordkap
Es blieben noch 30 Minuten. Zurück im Gebäude musste man die Toilette ja nicht mehr suchen. Lift-Erfahrung, siehe oben. Es blieben noch 24 Minuten. Alle wollten im großen Souvenirshop natürlich noch einkaufen. Deutsche schauen ja gerne auf die Preise und denken beim Betrachten dieser bei der exponierten Lage des Shops an exponierte Preise. Man sollte bedenken, man ist hier nicht in Deutschland oder in einem Mittelmeer-Anrainerstaat, sondern in Norwegen. Natürlich ist in Norwegen alles teuer; aber überall mehr oder weniger gleich teuer. Egal ob am Nordkap oder woanders im Land. Wir haben zum Beispiel für schöne warme Handschuhe hier weniger bezahlt, als wenn wir sie im Geiranger Fjord oder in Oslo gekauft hätten.

Die Schlange an der Kasse war lang. Nach dem Bezahlen blieben noch 4 Minuten. Wo stand nochmal unser Bus? Wir fanden ihn schließlich pünktlich unter den vielen anderen.

Nordkap
Am Nordkap
Entspannt erreichten wir den Parkplatz am Meer in Honningsvåg. Keine Eile mehr! Wenn nur nicht so ein Sauwetter gewesen wäre, hätte man sich noch etwas umsehen können. Der Regen und die Windböen fühlten sich sehr unangenehm an.
Die Uhr zeigte bereits kurz vor 23 Uhr, doch es war noch recht hell. Der nächste Tender stand oder besser, schwankte, auch schon bereit. Der Kapitän hatte es vorausgesagt, dass der Wellengang nach 22 Uhr zunehmen sollte. Das Wasser im Hafen schwappte schon merklich gegen die Kaimauer. Sobald wir jedoch den Schutz des Hafens verließen und je näher wir unserem Schiff kamen, umso mehr pfiff der Wind und die Wellen klatschten hoch über den Tender. Das kleine Boot wurde von den immer stärker werdenden Wellen hin und her geworfen. Das Aussteigen auf die Plattform am Schiff wurde zu einem Abenteuer. Der Hub, verursacht durch unberechenbare Wellen zur Plattform, maß bestimmt einen ganzen Meter. Immer wenn es die Plattform erreichte, sprangen die Reisenden hinüber. Das erfahrene Personal zog und schob die Ängstlichen oder die Gehbehinderten hinüber auf die Plattform.

Wir hatten trotzdem noch Glück. Diejenigen, die nach uns getendert wurden, kämpften mit noch mehr Problemen, um aus dem kleinen Boot unverletzt herauszukommen. Und das Personal bekam später große Probleme, den letzten Tender an Bord zu hieven, ohne ihn zu zerstören. Jeder Kreuzfahrer, der herummeckert, weil ein Kapitän wegen des Seegangs bestimmte Häfen aus Sicherheitsgründen nicht anlaufen will, sollte ihm wegen der Ausübung seiner Verantwortung für die Gäste dankbar sein.

Der mittlerweile sehr heftige Seegang schaukelte uns an Bord des Kreuzfahrtschiffes jedenfalls nach dem Landgang zum Nordkap in den Schlaf.

Tromsø

Tromsø
Tromsø
Das Schiff musste wegen seiner Größe ca. vier Kilometer vor dem Zentrum von Tromsø anlegen. Das neben der Eismeerkathedrale bekannte Wahrzeichen der Tromsøbrua (Tromsøbrücke) ist zu niedrig für das Traumschiff. Eine Shuttleverbindung vom Schiff zum Stadtzentrum und zurück wurde eingerichtet. Schade nur, dass die tief hängenden Wolken die Szenerie so düster aussehen ließ.

Wir freuten uns auf eine Panoramafahrt durch Tromsø. Der Wettertroll meinte es gut und stoppte die Regenschauer während unserer Tour durch die Stadt und die Umgebung.
Tromsø
Kathedrale
Tromsø
Tromsøbrua
Bei solchen Fahrten ist Zeit ein wertvolles Gut - und immer knapp. Deshalb ließ uns die örtliche Reiseführerin, eine ausgewanderte Deutsche, an der Eismeerkathedrale nur mit der Auflage hinaus, nicht in die Kathedrale hinein zu gehen, man könne dort leicht die Zeit vergessen. Denn, wer die Kathedrale ausgiebig besichtigen wollte, hätte einen anderen Ausflug buchen können. So kam wie es, wie es kommen musste: Zur Abfahrtzeit fehlten zwei Damen. Sie kehrten auch nach der berühmten viertel Stunde des Abwartens nicht zurück. Die Reiseführerin schickte sich als Suchtrupp los und gabelte die beiden wohl in den Katakomben der Kirche auf. Danke schön an die Reiseführerin, nicht Danke schön an die beiden Trödeldamen, jetzt fehlte noch mehr Zeit!

Tromsø
Tromsø
Ein weiteres Highlight für uns Mitteleuropäer, die wilde Tiere nur aus eingezäunten Gehegen kennen, sind Rentiere, die in aller Seelenruhe bei Autoverkehr die Straße passieren. Natürlich wurde angehalten. Blöd nur, dass die Profis unter den Fototouristen beim Losstürmen die Tiere verscheuchten. Trotzdem gelangen einige Fotos. Zu Hause, beim Betrachten meiner Bilder stellte ich mir vor, welchen Aufschrei es hierzulande bei Tierschützern geben würde, wenn die Tiere mir nichts, dir nichts die Straßenseiten wechseln könnten, ohne dass Zäune sie aufhielten. Und die Verkehrsteilnehmer in Norwegen? Kein Problem, man nimmt einfach nur Rücksicht.

Ein weiteres Highlight, in Deutschland völlig undenkbar, sind Kreisverkehre und Tiefgaragen in einem Tunnelsystem unter einem Berg. Eine kostenlose Vorführung norwegischer Baukunst demonstrierte uns der Busfahrer. Mir kam dabei so der Gedanke, wenn man in Deutschland so etwas planen, finanzieren und bauen wollte, gäbe es das Tunnelsystem vielleicht im Jahr 2050 .

Wir wären auch gerne mit der Seilbahn auf den 420 Meter hohen Storstein - Berg gefahren. Die Aussicht von dort oben soll fantastisch sein. Hätte uns an diesem Tag nur nicht viel gebracht wegen der tief hängenden Wolken. Auch ein Besuch des Polaria Aquariums oder des Polarmuseums war uns nicht möglich. Gerne wären wir durch die Fußgängerzone von Tromsø geschlendert. Hat zeitlich alles nicht gepasst. Hätten wir den Ausflug nicht gebucht, wäre einiges möglich gewesen, denn der Reiseveranstalter richtete einen Shuttle vom Schiff zum Stadtzentrum ein. Nur dann hätten wir die Rentiere nicht hautnah erlebt.

Svolvær / Lofoten

Die Lofoten sind eine Inselgruppe von 80 Inseln vor der Küste Nordnorwegens. Der Dalai Lama bemerkte einst: "Einmal im Jahr sollst du einen Ort besuchen, an dem du noch nie warst". Dazu passt ein norwegisches Sprichwort: Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte, war noch etwas Materie übrig. Die warf er über das Meer und sprach: "Werde es, was es wolle!" So entstanden die Lofoten. Wir erfüllten somit die Gedanken des Gelehrten und erwarteten freudig die Wahrheit des Sprichworts.

Lofoten
Lofoten
Am frühen Morgen kam die Küste der Inselgruppe in Sicht. Sie drohte uns geisterhaft mit einer unförmigen, in Wolken und wabernde Nebelschwaden gehüllten, im Dunst dunkel erscheinenden gefährlichen Bergkette. Dazu schaukelte das Schiff in unruhiger See. Das ursprüngliche geplante Tendern in Svolvaer, der größten Stadt der Lofoten, wurde vom Kapitän gleich nach dem Aufstehen abgeblasen. Damit fielen auch die geplanten Ausflüge ins Wasser. Aber lieber die Ausflüge als wir. Die Erlebnisse vom Nordkap waren noch frisch.

Lofoten
Gravdal
Die angebotene Alternative war gar nicht so schlecht. Ein paar Buchten weiter legten wir in Gravdal / Leknes an der Pier an. Kein Tendern! Das plötzliche Auftauchen eines Kreuzfahrtschiffes in dem kleinen Ort an diesem Samstagmorgen stellte die zuständige Hafenbehörde vor das Problem, seine Mitarbeiter in aller Herrgottsfrühe aus den Betten zu klingeln und aus dem Wochenende zu holen. Die Herausforderung wurde jedoch von allen nötigen Kräften hervorragend gemeistert. Sogar der kleine Souvenirshop direkt an der Pier öffnete seine Türen, als die ersten Kreuzfahrer auftauchten. Der Besitzer machte zwar einen, verständlicherweise, verschlafenen Eindruck, trat den unerwartet auftauchenden Touristen mit seiner Tasse Tee in der Hand sehr freundlich gegenüber.

Lofoten
Bei Gravdal
Lofoten
Bei Gravdal
Die Reiseleiter stampften ein Ausflugsprogramm aus dem Boden und die Individuellen konnten die schöne Landschaft um die Anlegestelle herum selbst erkunden. Die Sonne zeigte sich zwischen den weniger werdenden Wolken, und die hierher geworfene Materie entpuppte sich als eine wunderschöne, reizvolle Landschaft zwischen Bergen und Meer.

Gegen Mittag verließen (fast) alle glücklich diese hübsche Gegend Richtung Trondheim. Nur jene, die unbedingt Svolver besuchen wollten oder von dort Ausflüge gebucht hatten, haderten mit den Trollen, die für den hohen Wellengang am Morgen verantwortlich gewesen waren.

Der Abend fand einen versöhnlichen Ausgang in der Atlantik Show Lounge mit eigenen Liedern des Bordgeigers Jiri Erlebach.

Trondheim

Trondheim
Trondheim
Die Universitätsstadt hat ungefähr 200.000 Einwohner und ist die drittgrößte Stadt Norwegens nach Oslo und Bergen. Nach ruhiger Fahrt die norwegische Küste hinunter nach legte das Schiff um die Mittagszeit an der Pier in Trondheim an, neben dem Erlebnisbad Pirbadet. Die Sonne schien bei bestimmt 20 Grad Wärme. Wenn man nur immer vorher wüsste, wo das Schiff anlegen würde, dann wären wir heute zu Fuß ins Zentrum gelaufen und hätten uns die auf Pfählen stehenden Speicherhäuser mit der Bakke Bru angesehen.

Nidarosdom
Nidarosdom
Stattdessen hatten wir eine Panoramafahrt gebucht. Eine junge deutsche Studentin, die als Reiseführer fungierte, langweilte uns Bustouristen hauptsächlich mit Informationen, die sie wohl vom Schwarzen Brett ihrer Uni entnommen hatte. Am Nidarosdom, der zu den bedeutendsten Kirchen in Norwegen gehört und als Nationalheiligtum verehrt wird, legten wir einen dreiviertelstündigen Stopp ein, obwohl das Kirchenhaus angeblich abgeschlossen sein sollte und wir eindringlich gebeten wurden nicht hineinzugehen. Komisch nur, dass es Leute gab, die aus der Kirche herauskamen oder hineingingen. Natürlich durften wir die Grabsteine des um dem Dom befindlichen Friedhofs besichtigen und warten, bis der Bus wieder los fuhr.

Trondheim
Trondheim
Danach lotste sie den Busfahrer zum Universitätsgelände, wo ihr Studienkollegen begeistert zuwinkten. Für den anschließend angefahrenen schönen Aussichtspunkt oberhalb der Stadt gab sie uns gerade mal fünf Minuten Zeit. Die Erklärung, was man alles sehen kann, wollte sie uns wegen Zeitmangel anschließend im Bus geben. Hatte sie dann wohl vergessen.
Nur wenige nahmen das Angebot an, auf der Rückfahrt zum Schiff an der Kathedrale auszusteigen und zu Fuß zum Schiff zurückzulaufen. Es gab keinen Stadtplan, die Zeitangabe für die Rückkehr zum Schiff fiel sehr vage aus. An den auf Pfählen stehenden Speicherhäusern mit der Bakke Bru fuhr der Bus dann ohne anzuhalten vorbei. Nach der Rückkehr zum Schiff blieb keine Zeit mehr, um selbst zu Fuß in die Stadt zu gehen. Trondheim ade. Sollten wir nochmals hierherkommen, werden wir selbst die Stadt erkunden.

Der Abend endete mit dem Auftritt der Mezzosopranistin und Opernsängerin Kinga Dobay.

Molde

Am frühen Morgen legte das Schiff in Molde an. Der Regen hörte gerade auf. Die Wolken hingen trotzdem noch tief über dem Fjord und in den angrenzenden Bergen, an deren Hängen Schneereste das graue Bild etwas freundlicher gestalteten.
Molde
Molde
Wir beide teilten uns für diesen Tag in verschiedene Ausflüge auf. Gisela unternahm eine Stadtrundfahrt, verbunden mit dem Besuch des Romsdalsmuseum, einem Freilichtmuseum in den Bergen. Der erste Fotostopp wurde am Aussichtspunkt Varden gemacht. Von hier hat man eine wunderschöne Aussicht über Molde und die Umgebung am Fjord. Wäre nur das Wetter etwas besser. Trotzdem boten sich beeindruckende Ausblicke. Das anschließend angefahrene Freilichtmuseum zeigt etwa 35 Stadthäuser der Region sowie deren Einrichtungen. Der örtliche Reiseführer wusste viele interessante Dinge zu berichten, über die nach lokalen Bautraditionen erbauten Gebäude, welche die Lebensweise seiner Bewohner aus der Zeit zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert widerspiegeln. Da kann man mal wieder sehen, wie das gute Gelingen einer Tour vom örtlichen Reiseführer abhängt.

Molde
Molde
Molde wird auch als Stadt der Rosen bezeichnet,da diese hier besonders gut gedeihen.
Molde
Molde
Die Stadt beginnt praktisch am Pier, an dem das Schiff festgemacht hat. Es war noch früh am Morgen, die Geschäfte öffneten gerade, als ich durch die Straßen schlenderte. Es blieb ausreichend Zeit, die kleine, sehr freundlich aussehende Stadt am Fjord zu Fuß zu erkunden. Sehenswert fand ich das Rathaus mit seinen vielen blühenden Rosenrabatten.

Romsdalsfjord

Romsdalsfjord
Romsdalsfjord
Romsdalsfjord
Romsdalsfjord
Romsdalsfjord
Romsdalsfjord
Romsdalsfjord
Romsdalsfjord
Romsdalsfjord
Romsdalsfjord
Die Sonne und ein leichter Wind ließen im Laufe des Vormittags die dicken Wolken verschwinden. Gegen Mittag legte das Schiff bei klarer Sicht ab, um nach drei Stunden langsamer Fahrt durch den Romsdalsfjord in Åndalsnes anzulegen. Die Fahrt durch den Fjord hätte mehr Besucher auf dem oberen Deck 11 verdient, als die wenigen, die diese wunderschöne Fjordlandschaft erlebten und auf sich wirken lassen durften. Natürlich verstärkte das sonnige Wetter bei 21 Grad Wärme mit ein paar dekorativen weißen Wölkchen diese stimmungsvolle Fahrt. Wir fühlten uns mit diesem Highlight in Norwegen angekommen.

Åndalsnes

Åndalsnes
Åndalsnes
Vom Anleger in Åndalsnes spazierten wir in nur fünf Minuten zur Station der Romsdal Gondel. Die neue moderne Gondelbahn bringt einen in fünf Minuten auf den benachbarten 708 Meter hohen Berg Nesaksla bei atemberaubender Aussicht auf die umliegende Landschaft. Von dort oben erwarten einen spektakuläre Ausblicke. Bei guter Wetterlage blickt man in den Romsdalsfjord, die Stadt Åndalsnes, Isfjord, Isterdalen, Kirketaket, den Fluss Rauma und Trollveggen.
Åndalsnes
Åndalsnes
Stichwort gute Wetterlage. Als wir das Schiff verließen, strahlte die Sonne von einem blauen Himmel bei 21 Grad. T-Shirt Wetter. Als wir die Talstation der Gondelbahn erreichten, empfing uns eine lange Warteschlange und immer dicker werdende schwarze Wolken, die plötzlich über den Bergen aufzogen. Wir entschlossen uns daher, uns in der Stadt umzusehen. Keine halbe Stunde später siegten die Wolken über die Sonne. Der Regen erwischte uns noch während des Stadtspaziergangs. Als wir das Schiff erreichten, klebten unsere T-Shirts durchnässt auf der Haut. Wir hatten uns verleiten lassen ohne Regenschutz auszugehen.

Der Tag fand seinen Ausklang in der Atlantik Show Lounge mit Musical - Highlights präsentiert von drei Künstlern aus dem Show Ensemble der MS Amadea.

Geiranger Fjord

Nach Norwegen und seinen Fjorden kommen wir immer und jederzeit, so dachten wir früher und nahmen uns in der Vergangenheit die weiter entfernten Reiseziele dieser Welt vor. Spätestens nach unseren tollen Erlebnissen in den Fjordlandschaften Neuseelands planten wir für Norwegen.

Eine Tour mit dem Auto oder dem Wohnmobil schien uns in unserem Alter mittlerweile zu beschwerlich. Also planten wir den Besuch während einer Kreuzfahrt. Dann kam das Coronavirus und stoppte uns. Die erste Reise fiel deswegen ins Wasser, ein Jahr später wurde deswegen auch die zweite Reise abgesagt. Aller guten Dinge sind drei. Auf dieser Tour sollte unser Traum endlich Wirklichkeit werden.

Geiranger Fjord
Geiranger Fjord
Der Geiranger Fjord wird gern als Fjord der Fjorde bezeichnet. Ob in Reiseberichten, Fotos in Magazinen, dem Hörensagen von Bekannten, alle schwärmen vom atemberaubenden Fjord und den märchenhaften Panoramablicken während der Fahrt im Fjord bis ans Ende, dem kleinen Ort Geiranger. Nicht zuletzt warten an dieser Stelle genauso wundervolle Panoramen, von unten sowie oben von den Aussichtspunkten in den Bergen. Allerdings müsste das Wetter mithelfen, um das Erlebnis zu krönen.

Geiranger Fjord
7 Schwestern
An jenem Tag Ende Juli hieß es mal wieder früh aufstehen. Wenn man den Fjord der Fjorde genießen möchte, steht man schon mal gegen 6 Uhr auf, wenn die Einfahrt in den Geiranger Fjord beginnt. Wir sahen nicht viel! Es herrschte Nebel und Dunst und wir fühlten Regentropfen auf der Haut. Das Wasser unter dem Schiff, das musste wohl der Fjord sein. Die Gipfel der den Fjord säumenden Berge, die sich bis zu 1.400 Metern steil aus dem Wasser schrauben, blieben unsichtbar. Als Ersatz boten die an dieser Stelle zuständigen Wetter- und Nebeltrolle viele große und wasserreiche Wasserfälle, wie zum Beispiel die sehenswerten Die sieben Schwestern die sich aus ca. 300 Metern in die Tiefe stürzen.

Wie tröstete uns unser lieber Kapitän Mühlebach: "Bei Sonnenschein kann jeder den Geiranger Fjord fahren .... ". Nur wir nicht. Trotzdem war es - anders - schön.

Geiranger
Geiranger
Das Schiff musste am Ende des Fjords in Geiranger auf Reede. Das bedeutete mal wieder tendern. Als Grund nannte der Kapitän die spätere Ankunft eines Aida-Wohnblocks um die Mittagszeit. Für den sei eine schwimmende Fußgängerbrücke reserviert. So'ne AIDA hatte uns schon am Nordkap die Pier geklaut und uns zum Tendern gezwungen. Der Fjord zeigte sich fast windstill, so mussten wir keine Wellen fürchten.

Geiranger
Geiranger
Geiranger
Geiranger
Der Ort Geiranger besteht im Uferbereich eigentlich nur aus Souvenirshops oder Gastronomie. Der Genuss der Heißen Schokolade wird von allen Reiseführern angepriesen. Möglichkeiten sind vorhanden. 250 Einwohner leben hier. 500.000 Besucher kommen jedes Jahr. Rund 3.600 sind es heute. 570 von unserem Schiff, 3.000 von der Aida und ein paar Individualtouristen. Wenigstens waren die AIDA-Leute noch nicht da.

Geiranger
View Point
Außerhalb des Ortes gibt es ein Feuerwerk der Natur zu bestaunen. Man hat die Qual der Wahl. Da man zum Bestaunen hinauf in die umliegenden Berge muss, sollte man serpentinenfest sein. Ausblicke von oben mit unvergleichlichen Panoramen bietet z. B. der Flydalsjuvet View Point. Bei schönem Wetter genießt man ein Postkartenmotiv. Ein Wasserlauf stürzt den Berg hinunter, der am Ende scheinbar im Ort verschwindet, bevor er den Weg in den Fjord gefunden hat. Am Panorama mit Blick auf den Ort, den Fjord und die umliegenden Berge kann man sich nicht genug sattsehen.

Geiranger
Adlerkehre
Wieder zurück in Geiranger führen elf Serpentinen auf der anderen Seite hinauf auf einen Aussichtspunkt in ca. 600 Meter Höhe zur Adlerkehre. Genau richtig beim Aussteigen aus dem Bus fing es heftig an zu regnen, als hätte uns der Regentroll kommen sehen.

Der Fjord windet sich um einen Berg herum, um in Geiranger zu enden. Wer mag, findet das Gesicht des Adlers in dem Felsen, der sich dem Wasser entgegengestellt. Auch die Gesichter der Trolle in der Kurve, die sich hier dem Wasser entgegengestellt haben - vor einigen Tausend Jahren natürlich.

Geiranger
Geiranger
Geiranger
Troll
Heute gaben sich zwei Kreuzfahrtschiffe die Tür in die Hand. Eine AIDA hatte mittlerweile am Pier festgemacht. Wir hatten Mühe, nach dem Verlassen unseres Busses durch die Menschenmassen hindurch zu unserem Tender zu gelangen.

Der Tag neigte sich dem Ende mit der Ausfahrt aus den Fjorden auf das offene Meer Richtung Nordsee. In meinem Reisebericht Insel Föhr beschreibe ich meine Not mit dem Nordseewasser, das immer weg war, wenn wir mal an die Küste kamen. Ich glaube mittlerweile, dass ich diese Textpassagen löschen muss.

Nordsee
Nordsee
Die Trolle in Norwegen müssen eine Verbindung zur Nordsee haben, die nämlich immer dann mit ihrer Puste böse Wellenbewegungen erzeugen, wenn wir auf einem Schiff im Raum Nordsee unterwegs sind. Damals, bei unserer Reise Rund um Dänemark waren die Wellen sehr heftig. Diesmal, auf dem Weg nach Island, musste der Kapitän sogar einen ganzen Tag verstreichen lassen wegen meterhoher Wellen. Und jetzt verließen wir die Fjorde auf die offene See und es geht schon wieder los. Der Kapitän meinte mit einer Art freudigen Stimme, dass man im Sommer immer damit rechnen müsse. Er war höflich und wollte es gewiss nicht unserer Anwesenheit in die Schuhe schieben.

Jedenfalls suchten wir uns wieder einen schönen, warmen und trockenen Platz mit einem Kaltgetränk in der Vista Lounge auf dem oberen Deck und beobachteten die vom Sturm an die Fenster gepeitschten Regenschauer, die tosenden Wellen, die versuchten bis hier oben ihre Schaumkronen zu hinterlassen. Vielleicht waren die Trolle auch nur traurig, dass wir uns aus Norwegen verabschiedeten und auf der Rückreise nach Bremerhaven sind.

Zum Abschluss der Reise gab es dann noch ein Hollywood-Gala-Abendessen mit der traditionellen Traumschiff Eisbomben Parade sowie später in der Atlantik Show Lounge eine große Nacht der Hollywood-Filme.

Ausklang der Reise

Nordsee
Nordsee
Der letzte Seetag auf der Nordsee verging wie im Fluge und auch bei recht angenehmen Seegang, viel Sonnenschein und sehr angenehmer Luft. Wir legten in den 18 Tagen rund 4.850 Seemeilen = 9.000 Kilometer zurück. Von Hamburg bis New York sind es nur 3.500 Seemeilen.

Nach New York kommt jeder. Nach Spitzbergen kommen nicht mehr so viele.