Lothars Reiseberichte

Rundreise Neuseeland 2008

Mit diesem Reisebericht beschreibe ich nur die Tour auf der Südinsel unserer ersten Rundreise Neuseeland 2008. Im Anschluss nahmen wir die Fähre, um auf der Nordinsel die Rundreise fortzusetzen. Der Reisebericht ist oben über den Button Nordinsel zu erreichen.

Reisebericht Südinsel

13 Tage

Tagesabschnitt Tagesabschnitt
[ 1] Christchurch [ 8] Wanaka ⇒ Hokitika
[ 2] Christchurch ⇒ Akaroa [ 9] Hokitika ⇒ Westport
[ 3] Akaroa ⇒ Lake Tekapo [10] Westport ⇒ Motueka
[ 4] Lake Tekapo ⇒ Dunedin [11] Abel Tasman Nationalpark
[ 5] Dunedin ⇒ Te Anau [12] Motueka ⇒ Picton
[ 6] Te Anau ⇒ Milford Sound [13] Picton ⇒ Wellington
[ 7] Te Anau ⇒ Wanaka  

[8. April] Christchurch wolkig 16 °C

Der dreistündige Jet Star Flug von Sydney verlief ruhig und angenehm. Der Airbus A320 landete pünktlich gegen 14 Uhr in Christchurch. 15 Minuten später stehen wir am Taxistand und sind das erste Mal in Neuseeland eingereist. Alle Horrorszenarien aus Internet-Reiseberichten wurden ad absurdum geführt: Keine schnüffelnden Hunde, keine Kontrolle der Schuhsohlen, keine Kontrolle der Rückflugtickets oder ob man mindestens über 500 Neuseeland Dollar verfügt. Nichts von alledem. Mit dem Emigration Officer hatten wir ein kurzes, aber nettes Gespräch. Unsere Koffer waren die ersten, die auf dem Band herein transportiert wurden. Zwischenzeitlich lief jemand herum, der jedem auf die Zollerklärungen grüne Stempel aufdrückte. Die freundlichen Zollbeamten stellten die üblichen Fragen nach mitgeführten Lebensmitteln, Pflanzen usw. Und schon waren wir eingereist und sitzen in einem Taxi, das uns auf direktem Wege ins Hotel bringt; und uns gleich auch noch einen Kulturschock beschert. Nach 4 Tagen in der lauten und hektischen Weltstadt Sydney erleben wir, wie sich die Welt um ein vielfaches langsamer dreht. Kaum Verkehr auf den Straßen, kein Drängeln, kein Rasen, kein Hupen, kein hektisches Wechseln der Fahrspuren. Christchurch ist eine völlig andere Welt.

Wir checken im 2-Sterne-IBIS mitten in der City ein und fühlen uns gleich wie zu Hause. Das IBIS hat den gleichen Standard wie in Hamburg oder München: Ein relativ kleines Zimmer, aber hell, sauber, modern eingerichtet, zwei Queenbetten, TV-Flachbildschirm, Klimaanlage. Es ist eine Wohltat nach dem muffigen 4-Sterne-Schuppen Citigate Sebel in Sydney. Aber auch hier kostet eine halbe Stunde Internet 5 Dollar.

Weil das Hotel mitten im Zentrum von Christchurch liegt, können wir den frühen Nachmittag sofort für eine Erkundungstour nutzen. Gleich um die Ecke, keine vier Minuten Fußweg, liegt der Cathedral Square. Wir entschließen uns, in die bereitstehende Sightseeing Tram einzusteigen, um uns gemütlich einmal um die City fahren zu lassen. An den 12 Haltestellen kann man aussteigen, sich umschauen und wieder einsteigen, wie man möchte. Damit sind Museen im typisch englischen Baustil, Boutiquen, Galerien oder auch der Botanische Garten leicht zu erreichen. Besonders hübsch ist die spanische Architektur der farbenfrohen Häuserzeilen der New Regent Street. Die kleinen Boutiquen, Souvenirlädchen und Cafés sind schon sehenswert und laden zum Bummeln ein. Ein kleiner städtebaulicher Leckerbissen ist das Café, durch das die Tram hindurch fährt, während man am Tisch sitzt und seinen Cappuccino schlürft.

Die Suche nach einem Restaurant abends verläuft allerdings erfolglos. Bars, Pubs, Fast Food, alles findet sich im näheren Umkreis des Hotels, nur ein Restaurant mit normaler Küche finden wir nicht. Ab 18 Uhr ist die Innenstadt wie ausgestorben, denn die Geschäfte schließen um 17 Uhr. Deshalb nehmen wir nach einem ausgiebigen Such-Spaziergang das Restaurant des IBIS in Anspruch. Wir können es nur weiterempfehlen, wenn einem das etwas unterkühlt wirkende Ambiente nicht stört. Das Essen ist gut und auch nicht sehr teuer, das Personal ist nett und freundlich.

Weil wir morgen früh schon das Wohnmobil übernehmen werden, ist der Besuch in Christchurch sehr kurz. Es passt zeitlich nicht ins Programm, um z. B. eine Fahrt mit dem Tranz Alpine Express nach Greymouth zu unternehmen, die mit einem ganzen Tag zu veranschlagen gewesen wäre. Auch Kaikoura, wo man zum whale watching aufs Meer hinaus fahren kann, haben wir nicht auf dem Plan. Hierzu gehört aber auch die richtige Jahreszeit (Mai/Juni oder November-Januar).
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[9. April] Christchurch ⇒ Akaroa sonnig 14-18 °C

Nach einer ruhigen Nacht in guten Betten und gestärkt mit einem englischen Frühstück, Toast, Schinken, Käse, Marmelade gibt es auch, werden wir um halb zehn mit einem Taxi abgeholt, das uns zur Kea-Station bringt, um das Wohnmobil zu übernehmen. Der Taxifahrer ist ein älterer Herr, der uns netterweise gleich erst einmal einige Besonderheiten der neuseeländischen Verkehrsregeln erklärt. Besonders kompliziert erscheint uns auf der gesamten Reise, dass der rechts abbiegende Gegenverkehr manchmal Vorfahrt hat, manchmal nicht. Auf Nachfrage in der Kea-Station bekommen wir fast akzentfrei die Einweisung auf Deutsch, was uns sehr hilft, da es unsere erste Begegnung mit einem Wohnmobil überhaupt ist.

Zu guter Letzt erhalten wir noch eine Wegbeschreibung zum Supermarkt Pack'n Save und los geht das Abenteuer mit einem fast 7 m langen 2,20 m breiten und 3,10 m hohen Gefährt auf der linken Straßenseite. Den Supermarkt finden wir nicht. Über eine Stunde kurven wir fast 30 Kilometer in der angegebenen Gegend herum. Kein Supermarkt weit und breit, nicht einmal etwas Ähnliches. Etwas entnervt machen wir uns schließlich auf in Richtung Lyttelton. Am südlichen Stadtrand halte ich an einer Tankstelle und frage nach einem Supermarkt. Zwei Querstraßen weiter steht ein riesiger gelber Bau, ein Pack'n Save, nicht zu übersehen. Da muss sich in der Vermieterstation wohl jemand gründlich vertan haben. Gleich vorne weg, Pack'n Save ist ein riesiger Laden mit Hochregalen. Oft werden Großpakete angeboten, deren Preise teilweise höher sind als zwei Kleinpakete. Später werden wir nur noch in New World Supermärkten einkaufen, die sind übersichtlicher, genauso gut sortiert und teilweise sogar günstiger. Erst mal egal, denn der Kühlschrank ist gut gefüllt, und nun gehts endlich los.

Erstes Ziel ist die Christchurch Gondola (oder Mt. Cavendish Gondola) am State Highway 73 Richtung Lyttelton vor dem Tunnel, nur ca. 15 Autominuten südlich von Christchurch. Neuseeländer können manchmal sehr umständlich sein. Es dauert ewig, bis wir das Seilbahnticket in der Hand halten und endlich hinauffahren. Die Southern Alps können wir trotz Sonnenschein und blauem Himmel nicht sehen, weil es in der Ferne diesig ist. Trotzdem ist die Rundumsicht von der Bergstation in ca. 450 m Höhe auf Christchurch City, Lyttelton, die Banks Halbinsel, die Canterbury Ebene bis hin zu den Southern Alps einfach nur traumhaft. Ja, so haben wir uns Neuseeland vorgestellt. Hoffentlich geht es so weiter.

Gemütlich zuckeln wir durch den Tunnel nach Lyttelton und direkt an der Bay entlang durch eine wundervolle Landschaft. Über Governors Bay und Teddington treffen wir ein paar Kilometer weiter auf den State Highway 75 nach Akaroa, auf der Banks Halbinsel. Zuerst ist die Strecke ganz flach, doch die letzten 30 Kilometer geht es auf kurvigen Straßen auf und ab. Dass wir hier nur einen leichten Vorgeschmack auf kommende Touren erfahren, das können wir jetzt noch nicht erahnen.

Irgendwann erreichen wir den Gipfel und plötzlich sehen wir hinunter in das Tal, in dem Akaroa liegt. Wenn wir dachten, wir hätten vom Mt. Cavendish schon eine Traumlandschaft gesehen, hier erfährt der Traum noch eine Steigerung. Vor uns liegt im späten Nachmittagslicht eine so wundervolle Natur in einer Farbenkomposition, wie wir es bisher noch nie gesehen hatten. Tiefblauer Himmel, in allen Grüntönen schimmernde Wiesen, Felder, Berge und dazwischen blau schimmernde Flecken kleiner Seen. Auf dem Weg hinunter nach Akaroa gesellt sich noch das tiefblaue Meer hinzu in einer Bucht mit kleinen Segelschiffen, umrahmt von grünen Hügeln und steilen Felsen.

Mitten in diesem Traum von Landschaft liegt der Akaroa Top 10 Holiday Park. Weil der Platz oberhalb des Ortes liegt, bietet sich ein schöner Ausblick auf Akaroa Harbour und den Ort selbst. Es führt ein bisweilen recht steiler Fußweg, teilweise mit Treppen, hinunter in den Ort. Man muss dann noch etliche Meter bis zu den ersten kleinen Geschäften laufen. Der Rückweg über den irgendwie steiler und länger gewordenen Weg ist sehr beschwerlich.
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[10. April] Akaroa ⇒ Lake Tekapo sonnig 18 °C

Die erste Nacht in einem Wohnmobil überhaupt haben wir erstaunlich gut überstanden. 2 m lange und über 90 cm breite bequeme Betten sicherten uns einen ruhigen Schlaf. Wir frühstücken bei Sonnenaufgang, die leichten Nebelschwaden lichten sich zu kleinen, an den Bergen aufsteigende Wölkchen, die Vögel zwitschern in den Bäumen. Die Idylle wird nur gestört von den startenden Dieseln der Wohnmobilisten, die sich noch vor uns auf den Weg machen.

Nach 30 Kilometer Bergfahrt erreichen wir wieder die Ebene, durch die wir heute auf dem State Highway 1 nach Süden erst mal bis Ashburton fahren. Dort wollen wir uns eine SIM Karte kaufen, weil wir mit unserem Pre-Paid Aldi/Medion Handy in Neuseeland trotz Roaming-Versprechen von e-plus weder telefonieren noch simsen können. Der kleine Ort ist sehr geschäftig, deshalb finden wir nur in einer Nebenstraße einen Parkplatz und ich mache eine kleine Bekanntschaft mit einem der Vordächer, die in Neuseeland bis auf die Straße ragen. Sie sind mit ihren 2,90 m über der Straße leider etwas zu niedrig für unseren 3,10 m hohen Alkoven.

Die Fahrt zum Lake Tekapo über den Burke Pass gestaltet sich unerwartet unspektakulär. Zuerst fahren wir durch eine schöne, voralpenähnliche Landschaft. Doch anstatt wie befürchtet eine enge kurvenreiche Passfahrt zu erleben, geht es über breite, weit geschwungene Straßen in die Alpen, bis wir plötzlich den See vor uns sehen. Die Aussicht hatte ich mir auch etwas spektakulärer vorgestellt. Nun, wir haben Herbst, auf den Berggipfeln liegt kein Schnee, vielleicht ist es das, was es ausmacht.

Der Standplatz im Lake Tekapo Holiday Park mit Blick auf den See und die Berge wirkt sehr beruhigend und entspannend. Bis zum Sonnenuntergang ist noch Zeit, die wir zu einem kleinen Spaziergang am See entlang nutzen. Um draußen zu sitzen, ist es uns zu kalt. Wir wärmen uns lieber drinnen mit einer schönen Flasche australischen Wein. Um 18:30 Uhr ist es schon dunkel und in Neuseeland ist es wirklich dunkel, auch auf den Campingplätzen.
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[11. April] Lake Tekapo nebelig sonnig 21 °C ⇒ Dunedin bedeckt 16 °C

Der Tag beginnt mit einem Frühstück bei Sonnenaufgang über dem Lake Tekapo. Wir hätten nicht gedacht, dass uns das Leben im Wohnmobil so gut gefällt, auch wenn die Nacht etwas kalt war. Doch wenn die Sonne sich über die Berggipfel schleicht und die ersten Strahlen auf den See lenkt, genießen wir das Frühstück gleich doppelt. Je höher die Sonne allerdings steigt, umso mehr Nebel bildet sich. Wir sehen die Hand vor Augen nicht, als wir den Holiday Park in Richtung Lake Pukaki verlassen.

Während der 50 Kilometer zum Lake Pukaki lichtet sich der Nebel, doch er bleibt als Hochnebel an einer dichten Wolkendecke hängen und die verdunkeln die Szenerie. Manchmal schimmern die schneebedeckten Gipfel der Southern Alps durch die Wolken, doch der See zeigt nur ansatzweise mit seinem blau-grünen Gletscherwasser, wie schön es hier bei Sonne hätte sein können. An den Ufern packen einige Camper gerade ihre Sachen, und am Mt. Cook-Lookout steht auch schon ein Bus mit frierenden Japanern. Es sind höchstens 8 Grad und ein kalter Wind bläst uns ins Gesicht. Der Mt. Cook hüllt sich am Ende des Sees in dichten Wolken, wir können ihn nur erahnen. Bei klarem Wetter wären wir am See entlang nach Norden bis Mt. Cook-Village gefahren, wir entscheiden uns wegen des Wetters für die Gegenrichtung. An Twizel vorbei geht es ohne merkbares Gefälle hinab nach Oamaru Richtung Dunedin. Je näher wir der Pazifikküste kommen umso blauer wird der Himmel.

Um die Mittagszeit erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein die Moeraki Boulders. Wir haben Glück, es ist Ebbe und so können wir die seltsamen kugelrunden Steine mit ca. 4 Meter Durchmesser besichtigen, die wie überdimensionale Kanonenkugeln aussehen. Über die Herkunft dieser Steinkugeln wird immer noch gerätselt. Nach dem ausgiebigen Spaziergang am Wasser und einem kleinen Snack im Wohnmobil nehmen wir wieder Fahrt auf.

Die bisher recht flache Landschaft wird hügeliger, dann richtig bergig und gleichermaßen ändert sich das Wetter. Die Landschaft wirkt tatsächlich recht englisch, ähnlich der des Cornwalls. Immer dicker und schwärzer werdende Regenwolken begrüßen uns vor den Bergen Dunedins. Bei Regen geht es in steiler, kurviger Fahrt hinab in den Ort, der anscheinend nur unten in der City eben ist. Erstmals in Neuseeland befinden wir uns in Dunedin in hektischem Straßenverkehr.

Trotz der dichten Bewölkung suchen wir den Weg zum Signal Hill Lookout, von dem man einen schönen Überblick über die Stadt und die Otago Halbinsel haben soll. Als wir uns jedoch auf schmalen, immer steiler werdenden Wohnstraßen im 1. Gang hinauf quälen, bekommen wir Panik, dass unser großes Wohnmobil irgendwann stecken bleibt und wir nicht mehr zurückkommen. An einer Kreuzung geben wir auf und wenden. Ich denke heute, wenn wir die Strecke zum Schluss unserer Neuseelandtour gefahren wären, hätten wir mit dieser Straße keine großen Probleme gehabt.

Auch zum Leith Valley Touring Park geht es bergauf, denn er liegt an einem Hang mitten in einem Wohngebiet, trotzdem im Grünen. Wir haben nicht den Dunedin Holiday Park am Meer gewählt in der Hoffnung, dass es nachts hier im Zentrum etwas wärmer ist. Der Platz ist recht klein, teuer und bietet nur eine sehr einfache Ausstattung. Die Sanitäranlagen sind einfach und alt, aber sauber. Für eine Nacht soll es reichen.

Die nette, redselige Chefin erklärt mir lang, breit und umständlich, welche Möglichkeiten es gibt, um in die City zu kommen. Dabei ist die Bushaltestelle vor der Tür und mit dem Linienbus lassen wir uns gleich noch in die Stadt bringen, denn um 17 Uhr schließen wie übrigens in ganz Neuseeland die Geschäfte. Ab 18 Uhr fahren die Busse nur noch alle zwei Stunden. Zu Fuß wäre man ca. 35 Minuten unterwegs.

Wir wähnen uns in einer schottischen Stadt. Es geht hektisch zu, vielleicht, weil gleich Feierabend ist. Sie macht auf uns einen schweren, beengenden Eindruck. Wir laufen kreuz und quer durch die kleine Innenstadt, rund um den achteckigen zentralen Platz The Octagon. Schließlich wollen wir uns noch den Bahnhof ansehen, er soll einen schönen Mosaikfußboden haben. Das grau-weiße Gebäude des Bahnhofs mit dem roten Dach hebt sich von den anderen grauen Gebäuden in der Stadt ab. Der besagte Fußboden ist ein Kunstwerk aus kleinen Mosaiksteinchen, mit denen u. a. Lokomotiven gelegt sind. Überhaupt fühlt man sich zurückversetzt in die Zeit um 1910 herum. Ein wunderschöner nostalgischer Bahnhof, in dem kaum Leute zu sehen sind. Die sitzen nach Feierabend alle in den Pubs, die ihre Tische und Stühle draußen auf den Bürgersteigen stehen haben. Weil der Bus zum Campingplatz zurück gerade weg ist, lassen wir uns mit einem Taxi für wenig Geld wieder hinaufbringen, um es uns in unserem rollenden zu Hause gemütlich zu machen. Draußen ist es jedenfalls ungemütlich bei kaltem Wind und Schauerwetter.
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[12. April] Dunedin ⇒ Te Anau nebeligsonnig 18 °C

Die Nacht war sehr kalt, der stürmische Wind hat am Wohnmobil gerüttelt, aber beim Frühstücken zeigt der bange Blick nach draußen blauen Himmel. Bei Sonnenschein betrachtet gefällt uns Dunedin auch nicht viel besser. Wir fahren nach dem Einkaufen noch von unten an die Baldwin Street, mit 38 % die steilste Wohnstraße der Welt, im Nordosten der Stadt gelegen. Hier würde ich noch nicht mal mit unserem Pkw rauf fahren wollen.

Wir hatten gestern Abend hin und her überlegt, ob wir heute die Otago Halbinsel erkunden sollten oder nicht. Die Brutzeit der Albatrosse ist vorbei, die Pinguine kann man nur früh morgens oder zum Sonnenuntergang sehen, darum entschließen wir uns, schon heute nach Te Anau zu fahren. Damit gewinnen wir einen Tag, den wir vielleicht anderweitig gebrauchen könnten. Die Entscheidung, so sollte sich im Nachhinein zeigen, war wegen der Wettersituation goldrichtig. Davon später mehr. Zuerst geht es bei sonnigem Wetter auf dem State Highway 1 Richtung Balclutha durch die südlichen Stadtteile Dunedins, die allesamt in die Berghänge rechts und links der Straße hinein gebaut sind. Wir kommen auf den gut ausgebauten Straßen zügig voran. Ab Milton fahren wir durch die Wetlands und die zeigen sich von ihrer nebeligen Seite. Manchmal lichtet sich die Suppe etwas, dann taucht eine schöne Herbstlandschaft auf.

In Deutschland ist man immer bestrebt, Lkws zu überholen oder vor Einmündungen sich vor sie zu setzen. In Neuseeland lasse ich sie lieber ziehen, denn die fahren hier immer 100 km/h, egal wie die Straßenverhältnisse sind, sogar bei Nebel. Irgendwann, weit hinter Gore, wischt die Sonne den Nebel endlich weg und in der Ferne tauchen die Berge des Fjordland Nationalparks auf.

Das Schöne an den Straßen in Neuseeland ist auch, dass alle paar Kilometer Picknickplätze eingerichtet sind. Nur jetzt, wo wir schon seit fast zwei Stunde einen suchen, lässt sich keiner blicken. Deshalb parken wir einfach am Straßenrand neben einer Weide. Das ist eigentlich kein Problem, denn hier kommt nur alle fünf Minuten ein Auto vorbei. Nach der Pause, nur zwei Kilometer weiter, passieren wir einen sehr schön gelegenen Rastplatz. Toll!

Vor Te Anau biegen wir nach links Richtung Manapouri ab, um von dort aus nach Te Anau zu fahren. Dieser kleine Umweg hat sich nicht gelohnt. Zuerst war die Straße sehr schlecht und dann haben wir von der Straße aus den See kaum gesehen. Doch Te Anau von dieser Seite zu erreichen entschädigt uns dafür. Gleich an dieser Straße liegt der Te Anau Lakeview Holiday Park, der seinem Namen alle Ehre macht. Der riesige Park ist der schönste und am besten von allen während unserer Reise ausgestattet. Wir beziehen einen Platz im Grünen mit Blick auf den See und die dahinter liegenden Berge. Von hier aus ist es ca. 1 Kilometer bis zur Ortsmitte.

Te Anau ist ein schmucker kleiner Touristenort, der auch in jeder Tiroler Gegend etwas hermachen würde. Viele bunte Blumen an den Straßenrändern, Palmen sowieso, eine schöne Promenade am See und zu dieser Jahreszeit nicht allzu viele Touristen. Zur Hauptsaison ist es hier sicher sehr voll; und wahrscheinlich laut. Denn auch an diesem Nachmittag starten und landen die Wasserflugzeuge direkt an der Promenade. Beim Gang durch den Ort finden wir ein Restaurant, dass mit deutscher Karte und deutschem Koch Werbung macht. Den probieren wir morgen Abend aus, denn heute ist Ruhetag. Deshalb gibt es Spagetti Bolognese bei uns zu Hause.
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[13. April] Te Anau ⇒ Milford Sound sonnig 20 °C

Heute ist der Tag, auf den ich seit der Planung für diesen Urlaub hingefiebert habe: der Besuch des Milford Sound. Ein banger Blick morgens um 7 Uhr bleibt an dicken Wolken und dichtem Nebel hängen. Trotzdem, wir lassen uns nicht beeindrucken und sind um halb 9 auf der Straße. Je weiter wir in das Tal hinein Richtung Milford Sound fahren, umso sonniger wird es und schon nach 20 Kilometer haben wir strahlend blauen Himmel. Die Straße ist gut ausgebaut und wir kommen schnell voran, um u. a. auch vor den vielen Touristenbussen aus Queenstown am Schiffsanleger zu sein.

Der Lake Gunn, ein Spiegelsee, hält uns jedoch erst mal auf. Die Japaner sind zwar auch schon da, aber wir finden etwas weiter einen schönen Platz für uns alleine, um den absolut stillen See und die sich spiegelnden Berge und den Himmel in uns aufzunehmen.

Ohne viel Kurven führt die Straße etwas bergauf und wieder sehr kurvenreich hinunter. Die Ampel am fast 1 Kilometer langen einspurigen Tunnel zeigt grün. Schneller als gedacht kommen wir voran, doch hinter dem Tunnel ist steile Serpentinenfahrt hinunter zum Schiffsanleger angesagt. Manch phantastischen Ausblick kann man als Fahrer nur für einen Wimpernschlag erhaschen, um nicht von der Straße abzukommen.

Nach zwei Stunden Fahrzeit erreichen wir den Parkplatz am Milford Sound, der schon fast voll ist. Da wir nicht sicher sind, wo wir die Tickets für die Schiffstour bekommen, gehen wir hinüber in die Information. Hier gibt es anstelle der Tickets nur Ticket-Gutscheine, doch die sind schnell gekauft. Das Problem ist, das Schiff legt um 11 Uhr ab. Wir haben noch eine viertel Stunde Zeit, wobei sich der Schiffsanleger drüben auf der anderen Seite der Bucht befindet. Es soll einen Shuttle geben, doch niemand kann uns sagen, wann er fährt. Also, Beine in die Hand genommen und auf einem Holzsteg neben der Straße zum Anleger gehetzt.

Die vielen Busse auf dem Busparkplatz, die immer mehr Asiaten ausspuckten, lassen böses ahnen. Im Gebäude gibt es reichlich Ticketschalter vieler Bootsanbieter und hier müssen wir auch noch unsere Gutscheine in Tickets umtauschen. Überall wimmelt es von Japanern, Chinesen und Koreanern. Doch wie durch ein Wunder steht am Schalter unseres Anbieters niemand und man bedeutet uns, dass wir uns beeilen sollen. Gott sei Dank, das Schiff an Gate 5 ist noch da! Zwei Minuten vor 11 Uhr erreichen wir den noch geschlossenen Zugang zu einem recht großen Katamaran. Keine Menschenseele, nur wir alleine und noch ein weiteres Pärchen. ALLE Asiaten drängeln sich auf einem recht kleinen Schiff am Nachbaranleger, das auch schon ablegt. Und wir? Auf dem Schiff rührt sich nichts. Doch dann, plötzlich eine Minute vor 11 kommt die Besatzung angeschlendert und lässt uns vier an Board und ebenfalls noch ein drittes junges Pärchen. Das Schiff legt Punkt 11 ab. Mit 6 Leuten! Ein riesiger Katamaran für uns alleine. Wir haben mal wieder eine Privattour gewonnen.

Langsam gleitet der Katamaran aus dem kleinen Hafen heraus in den Fjord, den Milford Sound. In langsamer Fahrt schwimmt er an der linken Bergseite vorbei Richtung Meer. Bei strahlendem Sonnenschein, mit nur kleinen weißen Wölkchen am blauen Himmel, bieten sich die schönsten Ausblicke und Ansichten, die wir bei all unseren Reisen bisher erlebt haben. Steil und mächtig ragen die Felsen neben uns in den blauen Himmel hinein, sodass wir uns ganz klein und unbedeutend vorkommen. Manchmal geben die dicken Felsen den Blick frei auf schneebedeckte Gipfel. Kleine und große Wasserfälle, deren Wasser aus dem Himmel zu kommen scheint, platschen in den Fjord. Hinter jeder Biegung zeigt sich der Fjord in einem neuen Kleid. Irgendwann öffnet er sich, wird breiter, um den Blick auf das offene Meer freizugeben. In einem großen Bogen dreht der Katamaran. Er gleitet auf der linken Seite zurück, sodass wir nun eine ganz andere Sicht auf das unbeschreiblich schöne Panorama bestaunen können. Daran ändert auch nicht der Kommentar des wohl auch schon weitgereisten amerikanischen Pärchens, mit dem wir ins Gespräch gekommen sind, die norwegischen Fjorde seien wohl noch schöner. Das ist mir jetzt so etwas von egal.

Knapp zwei Stunden später legen wir wieder an und begeben uns, immer noch überwältigt dieser Naturschönheiten, zu einem kleinen Mittags-Snack in unser Wohnmobil. Auf der Rückfahrt muss ich mich zusammenreißen, um nicht während der Fahrt von den schönen Bildern in meinem Kopf zu träumen. Die Serpentinen sind schnell überbrückt, hinauf ist es nicht so schlimm wie in der Gegenrichtung hinunter. Die Tunnelampel zeigt wieder grünes Licht und hinter dem Tunnel genießen wir eine gemütliche Rückfahrt durch verwunschene Wälder, riesige Farnbäume und kleine Rinnsale in den vielen Flussbetten. Nach zwei Stunden erreichen wir wieder Te Anau. Es bietet sich ein wunderschöner Ausblick auf das Tal, den Ort und den See.

Den Abend dieses wundervollen Tages wollen wir in dem Restaurant Keppler bei einem guten Essen beschließen. Nun ja, ein Restaurant mit deutscher Speisekarte und deutschem Namen und Koch muss nicht deutschen Standard haben. Fast Food, so wie die anderen Gäste es auf ihren Tellern haben, bestellen wir mit Absicht nicht. Mürrisch bringt uns die Bedienung die deutsche Karte, doch auf der gibt es auch nichts anderes als auf der englischsprachigen. Wir bestellen den Hirschbraten und Wein. Der Hirsch selbst hat wahrscheinlich schon die Entdeckung Neuseelands miterlebt, statt des Essigweines hätten wir lieber Wasser bestellen sollen. Und für 75 Dollar inklusive Trinkgeld hätten wir uns im Wohnmobil eine ganze Woche selbst mit leckerem Wein und schmackhafterem Essen verpflegen können.

Nach Te Anau würden wir jederzeit noch einmal kommen wollen, allein schon, um alle die großen und kleinen Natursehenswürdigkeiten zu besuchen, an denen wir heute nur vorbei gefahren sind. Wir würden kleine Wanderungen zu Stellen unternehmen, die auch den Reiz der Strecke zum Milford Sound ausmachen und herrliche Ausblicke auf die Bergwelt versprechen. Natürlich würden wir auch die anderen Fjorde in diesem wundervollen Fjordland Naturpark besuchen. Sicherlich ist das alles sehr abhängig vom Wetter. Denn schon für den nächsten Tag war Nebel angesagt und zwei Tage später hören wir im Radio von stürmischem Wetter mit viel Regen. Im Nachhinein hat es sich gelohnt, auf die Otago Halbinsel gestern zu verzichten.
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[14. April] Te Anau ⇒ Queenstown ⇒ Wanaka sonnig 19 °C

Der Tag beginnt wiederum mit Nebel, der sich allerdings auf dem Weg nach Queenstown schnell lichtet. Der Blick wird freigegeben auf eine im Vormittagsdunst der Sonne flimmernde Voralpenlandschaft des Five Rivers County. Wir kommen schnell voran. Bald erreichen wir den Lake Wakatipu, an dem wir rund 40 Kilometer bis Queenstown entlang fahren. Als ungewöhnlich, aber wohltuend empfinde ich, dass an den Ufern des Sees keinerlei Infrastruktur, auch keine touristische, zu sehen ist. Keine Villen mit Seegrundstück, keine Restaurants oder Hotels, die sich Filetgrundstücke gesichert haben. Nein, nichts, das gesamte Ufer zeigt sich in seiner Natur belassener Schönheit. - Dann allerdings kommen wir nach Queenstown.

Plan in dem Touristenort war, mit der Seilbahn auf Bob's Peak zu fahren. Der strahlende blaue Himmel lädt auch dazu ein. Die Skyline Gondola ist am Ortseingang ausgeschildert, den Stadtplan hat Gisela auf den Knien. Doch der Verkehr ist sehr hektisch, die Straßen fürchterlich eng, Baustellen versperren den ausgeschilderten Weg und schließlich werden wir von Umleitungen gesteuert irgendwo hingeführt, wo wir nicht hin wollen. Queenstown ist nicht für Wohnmobile gebaut. Wir stellen uns irgendwo quer auf einige freie Pkw Parkplätze, um uns anhand der Karten zu orientieren. Wir wollen einfach nur noch raus aus diesem Wirrwarr von Baustellen, Umleitungen und engen Straßen. Ein Polizist klopft an die Scheibe, erkennt unsere Verzweiflung und berät uns sehr freundlich, wie wir am besten hinausfinden. Ob uns heute wohl ein Navi besser geleitet hätte?

Schweißgebadet lasse ich mich von der Klimaanlage etwas abkühlen, indem wir auf dem SH 6 Richtung Cromwell fahren. Doch kaum abgekühlt geht es schon wieder los. Das Abbiegen auf den alten State Highway 6 kurz hinter Arrow Junction ist schon etwas abenteuerlich, weil auch hier eine Großbaustelle den direkten Zugang verwehrt. Zwischen Bulldozern, Baggern, Lastwagen und Gegenverkehr beginnen wir auf unbefestigter staubiger Straße zuerst enge Spitzkehren, später Serpentinen hinauf auf die 1.100 m in den Berg zu nehmen. Gegen diese Tour war die kleine, schmale steile Straße in Dunedin zum Signal Hill der reinste Sonntagsausflug. Nur gut, dass der Gegenverkehr sich an unserem 2,20 m breiten Gefährt am Abgrund ohne Leitplanken entlang quälen musste. Ich brauchte nur darauf achten, den Motor in den engen, steilen Kehren nicht abzuwürgen und nicht an den Felsen entlang zu schrammen, wenn mir wieder eine Schwerlasterkolonne entgegenkam. Gisela hat auch gar keinen Blick auf die wahnsinnig tolle Aussicht auf das Tal in dem Queenstown liegt. Es gibt kein Zurück. Ich muss mich dermaßen konzentrieren, dass ich von dieser Aussicht kaum einen Wimpernschlag mitbekomme. Auch kein Lookout weit und breit, wir wären sowieso nicht auf die andere Straßenseite gekommen. Der Kurvenanstieg nimmt nach endlosen 15 Kilometer endlich ein Ende. Je höher wir kurven, um so penetranter stinkt es plötzlich bei uns im Wagen nach Toilette. Siedendheiß fällt mir ein, dass ich heute Morgen die volle Toilette nicht geleert hatte, die bei der wilden Tour nun übergeschwappt ist.

Warum haben wir uns das angetan! Denn auch die Landschaft ist es hier oben auch nicht wert. Die Straße führt durch eine dunkelbraune, ausgetrocknete, trostlose Hügelkette. Doch die richtige Antwort auf die Frage kommt nach einer sanften Abfahrt durch immer grüner werdende, sanfte Hügel und Täler, die aussehen wie bei uns im Weserbergland, als wir das Cardona Hotel erreichen. Es sieht nicht gerade aus wie ein einladendes Hotel, sondern eher wie eine alte Holzhütte mit Westernfassade. Wenn wir durch Reiseberichte nicht darauf aufmerksam gemacht worden wären, wir wären vorbeigefahren. Doch nach dem wir durch das schummerige Schank- und Gastzimmer auf uralten Holzdielen hindurch wieder ins Freie treten, wähnen wir uns in einem paradiesischen Garten. Ein sehr gepflegter grüner Rasen, bunte Blumenrabatten, zwitschernde Vögel und gemütliche Holzbänke mit Sonnenschirmen. Am frühen Nachmittag gönnen wir uns einen Cappuccino, der in einer riesigen Tasse serviert wird und wirklich sehr gut schmeckt. Der Garten ist eine Oase der Ruhe und Erholung.

Durch grüne Täler führt die letzte Etappe für heute bis nach Wanaka, einem kleinen Ort am gleichnamigen See. Wir hatten uns im Vorfeld für den Top 10 Pleasant Lodge Holiday Park entschieden. Seine Lage ist es etwas außerhalb und oberhalb des Ortes. Das Schild am Eingang "new management" stört uns zuerst nicht. Später stellen wir fest, dass die Anlage sich mitten im Umbau befindet. Für die Nutzung der Waschmaschinen müssten wir quer über den Platz, die sanitären Einrichtungen sind nur eingeschränkt zu nutzen und werden wohl wegen der Umbauarbeiten nicht mehr sehr gepflegt. Eigentlich müssten wir uns etwas anderes suchen, doch die Aussicht auf den Lake Wanaka und die umliegenden Täler lassen uns hierbleiben. Weil noch Zeit war, sind wir noch die paar Kilometer zum Lake Hawea und dem dortigen Holiday Park gefahren, um mal zu gucken. In Wanaka gefiel es uns besser. Morgen früh geht es ja sowieso wieder weiter.
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[15. April] Wanaka bedecktRegen 16 °C ⇒ Hokitika wolkig 21 °C

Gestern Nachmittag merkten wir schon, dass sich das Wetter umstellt. Es ist stark bewölkt heute Morgen. Vorbei am Lake Hawea, der bei diesigem Wetter nicht sehr attraktiv erscheint, geht es später durch eine schönere Gegend wieder am Lake Wanaka auf dem SH 6 langsam auf 500 m hinauf zum Haast Pass. Ab Makarora führt der immer schmaler werdende Haast-Pass-Highway in kleinen Serpentinen in ständigem Wechsel hinauf und hinunter durch dichten Regenwald. Es ist wenig Verkehr und auf der Passhöhe beginnt es zu regnen. Plötzlich wechselt die Straße die Richtung und es geht an dem recht breiten Flussbett des Haast River, in dem nur einige wenige Rinnsale uns begleiten, hinunter bis Haast.

Weil das Haast Village nur aus einer Tankstelle und einem Restaurant besteht, halten wir uns nicht weiter auf und folgen dem Highway über die gut 700 m lange einspurige Brücke über den Haast River Richtung Norden. Auf der anderen Seite will ich wenigstens ein Foto von der Brücke machen. Die Waschküchenluft ist zum Schneiden dick. Es regnet gerade mal nicht, deshalb beeile ich mich und sitze keine zwei Minuten später wieder im Auto. Doch die Moskitos hatten schon auf mich gewartet und mir sofort zwei Andenken verpasst. Dicke Regenwolken begleiten unsere Fahrt durch einen unheimlich und wild aussehenden Regenwald bis zum Fox Glacier. In dieser schwülen, nassen Luft verzichten wir auf den Fußmarsch zur Gletscherzunge, auch deshalb, weil wir hier nicht übernachten wollen. Während der Regenwald oben auf dem Haast Pass noch irgendwie freundlich aussah, wirkt dieser Regenwald hier bedrückend auf uns.

Wir verzichten auf einen Abstecher und Rundgang zum Lake Matheson, denn bei diesem Wetter wird es nichts mit der Ansicht auf den Mt. Cook und Mt. Tasman im Spiegelsee, zumal Spiegelungen in der Regel nur morgens auftreten sollen. Später taucht auf der Meerseite ein wenig blauer Himmel auf, doch an den Bergen stauen sich dicke Regenwolken. Plötzlich aber öffnet sich eine Wolkenlücke, als ob sie uns heute wenigstens einen Lichtblick gönnen will. Vor uns taucht majestätisch, mit einer Schnee- und Eishaube bedeckt der Mt. Cook auf. Das Schauspiel dauert keine Minute, da schieben sich schon wieder die Wolken vor das Panorama.

Für die Campingplätze in Franz-Josef ist es noch etwas zu früh, also nehmen wir Kurs nach Hari-Hari. Bevor wir uns versehen, sind wir schon längst an Hari-Hari vorbei, ohne auch nur ein Hinweisschild auf den Campingplatz gesehen zu haben. Na gut, in Pukekura ist auch noch einer. Als wir daran vorbei kommen fahren wir schnell weiter, wir haben keine Lust auf einem Bauernhof mit Aussehen wie 1850 zu übernachten. Der nächste Ort ist Ross. Kein Campingplatz, nur eine Dump-Station. Also weiter nach Hokitika. Soweit wollten wir heute eigentlich nicht, doch in Hokitika soll es einen schönen Platz am Meer geben, den Shining Star Beachfront.

Am Ortseingang ist der auch ausgeschildert, doch dann finden wir ihn nicht. Wir fahren kreuz und quer. Ein Hinweisschild lotst uns aber in eine Sackgasse hinein. Wir sind beide genervt. Ich habe keine Lust mehr zu fahren. Bald wird es schon dunkel. Deshalb entschließen wir uns für den Hokitika Holiday Park mitten im Ort. Dass dieser Platz neben der ortsansässigen Milchfabrik liegt, ist uns jetzt auch egal. Dass der Platzwart aussieht wie ein altkanadischer Pelztierjäger stört uns auch nicht sehr, zumindest ist er freundlich. Wir sind und bleiben die einzigen mobilen Gäste heute Nacht. Den Standplatz dürfen wir uns selbst aussuchen. Das ist nicht so einfach. Überall stehen schrottreife Wohnwagen herum, einige davon wohl von Dauercampern bewohnt, alte Eisengitter und andere Schrottteile stapeln sich hier und da. Egal. Wir sind geschlaucht von der langen Fahrerei, in einer halben Stunde wird es dunkel. Strom dran, Gas aufgedreht, Vorhänge zu, dann sehen wir sowieso nichts mehr. Mehr als die bezahlten 25 Dollar ist der Platz auch nicht mehr wert.

Es ist stockdunkel draußen, von der gegenüberliegenden Milchfabrik schimmern einige Fabriklaternen herüber, als wir gegen 2 Uhr Nachts vom stark auf das Dach prasselnden Regen wach werden. Durch die halb geöffneten Augen sehe ich gerade noch, wie ein Schatten am Fenster vorbeihuscht. Und gleich noch mal. Jetzt bin ich hellwach. Gisela fragt mich, ob ich die riesige Hand vor dem Fenster auch gesehen hätte, mit der dort jemand gewunken hat. Da, schon wieder. Ein kalter Schauer läuft uns beiden den Rücken runter. Nur komisch, dass die Hand immer wieder auftaucht. Ob es vielleicht doch nur die Zweige des neben dem Wohnmobil stehenden Baumes sind?
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[16. April] Hokitika ⇒ Westport Regen 19 °C

Nach einer unruhigen Nacht werden wir um 6 Uhr morgens durch Lkw-Lärm geweckt. Die Milchfabrik wird beliefert. Der Campingplatz sieht heute Morgen auch nicht besser aus als gestern Abend. Nachdem wir Hokitika gegen 9 Uhr nach Norden verlassen, sehen wir hinter dem Ortsausgang das Hinweisschild zur Shining Star Beachfront Accomodation, die wir gestern nicht gefunden haben. Deren Wohnmobile bevölkern gerade die Tankstellen im Ort. Die wussten wohl, warum sie nicht unseren Platz angefahren sind.

Bis Greymouth geht es zügig auf guten Straßen voran. Im dortigen New World Supermarkt füllen wir unsere Vorräte auf und müssen dabei aufpassen, dass der Regen uns nicht wegschwemmt. Schnürlregen würden die Österreicher dazu sagen. Hinter Greymouth ist die Straße von riesigen Farnen gesäumt. Teilweise führt die Strecke direkt am Meer entlang durch eine wilde felsige Küstenlandschaft. So weit das Auge bei dem trüben Wetter blicken kann, sehen wir wilde und schier unbezähmbare, lang geschwungene Buchten mit dicken Felsfragmenten gespickt, an denen sich die schwere See bricht. Hier möchte ich mal Zeit verbringen, wenn das Wetter klar und schön ist.

Auf dem teilweise engen, der Felslinie folgenden State Highway 6 erreichen wir kurz vor Punakaiki die Pancake Rocks. Der Parkplatz ist schon recht gut besucht. Gisela verzichtet auf den Fußmarsch im dichten Regen, doch ich will die Felsen unbedingt sehen. Ich bin schon völlig durchnässt, als ich die Rocks über schön angelegte und befestigte Wege Richtung Meer erreiche. Weil gerade Ebbe ist, fehlt dem Meer die Wildheit, um die berühmten Wasserfontänen aus den Blowholes zu schießen. Dafür peitscht mir der Regen ins Gesicht. Ein paar Fotos geschossen und als ich das Wohnmobil wieder erreiche, bin ich völlig durchnässt.

Endlich, als wir das breite Mündungsgebiet des Buller River und Westport erreichen, hört die Sintflut auf und Schauerwetter stellt sich ein. Dankbar, dass ich heute nur 140 Kilometer fahren musste, suchen wir uns den sehr schön gelegenen Seal Colony Top 10 Holiday Park in Strandnähe. Wir sind die Ersten an diesem Tag und haben wieder freie Platzwahl. Auch das kann nervig sein, wenn man sich nicht entscheiden kann, welchen der vielen schöngelegenen Plätze denn nun der Beste sein soll. Der Platz bekommt heute 6-Sterne mehr von uns als der in Hokitika. Den Rest des Tages nutzen wir als Waschtag und zu einem Besuch in Westport. Zur Seal Colony fahren wir dann doch nicht mehr, weil ich nur noch eine trockene Hose habe und es mit Unterbrechungen immerzu feste regnet. Stattdessen laufen wir als einzige Besucher etwas am langen breiten Strand entlang. Bei dem herumliegenden Treibgut würde man im Reiseprospekt den Strand als naturbelassen bezeichnen. Und genau das macht den Reiz Neuseelands aus, dass es an vielen schönen Stellen (Gott sein Dank) keinerlei touristische Infrastruktur gibt.
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[17. April] Westport ⇒ Motueka sonnig 21 °C

Der Holiday Park hatte sich über Nacht noch gut gefüllt, aber viele sind um 8 Uhr morgens schon wieder fluchtartig verschwunden. Die Nacht war noch kühler als bisher und so wärmen uns der Kaffee und die ersten Strahlen der Sonne beim Frühstück. Das Wetter entscheidet sich heute für Sonne mit weißen Wolken. Gegen 9 Uhr, das scheint unsere Standardabfahrtzeit zu werden, verlassen wir den angenehmen Ort, um der teilweise doch recht engen Straße durch die Buller Schlucht nach Motueka zu folgen. Unser Ziel sollte eigentlich das Motorcamp in Kaiteriteri, direkt am Abel-Tasman-Nationalpark, sein. Kaiteriteri erreichen wir über die schlechteste Straße unserer gesamte Ozeanien Tour. Hinter dem kleinen, in den Felsen versteckten Ort liegt das besagte Motorcamp, das den Charme eines Autohofes mit Zelten an einer deutschen Autobahn hat, an einer wiederum recht schönen Bay mit einem Sandstrand. Auch wenn es der Rand eines Nationalparks ist, hier gefällt es uns nicht. Solche Naturfreaks sind wir nun auch wieder nicht. Aber wir wissen jetzt, dass von diesem Strand die Ausflugsboote in den Nationalpark abfahren. Das ist für morgen geplant.

Wir quartieren uns auf dem Motueka Top 10 Holiday Park ein. Weil der Regen die Rasenplätze völlig durchgeweicht hat, suchen wir uns einen trockenen Schotterplatz aus. Die Stellplätze sind recht eng bemessen, trotzdem ist der Platz wegen der vielen Cabins recht weitläufig. Dem Platz fehlt aber irgendwie der Charme und nicht nur deshalb, weil auch hier die Toiletten gerade renoviert werden. Bis zur Tourist Information im Zentrum Motuekas geht man ca. 1 Kilometer. In einem Café gönnen wir uns einen Cappuccino und sehr leckeren Kuchen. Leider haben es die Neuseeländer nicht so mit der Gemütlichkeit, deshalb stehen die Plastiktische und Stühle direkt an der Hauptverkehrsstraße. Im Office des Holiday Parks buchen wir noch einen Ausflug mit dem Wassertaxi Sea Shuttle in den Abel-Tasman-Nationalpark. Neben dieser Tour gibt es noch hundert andere, in allen möglichen Preis- und Leistungsklassen. Wer will, kann im und rund um den Abel-Tasman-Nationalpark leicht und locker zwei Wochen verbringen.

Mittlerweile sind nur noch ganz wenige Wolken am Himmel und so lassen wir den Tag gemütlich bei einem Gläschen Wein ausklingen.
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[18. April] Abel Tasman Nationalpark sonnig 25-16 °C

Die Nacht war kalt, deshalb ist es recht angenehm, als uns die Sonne von einem strahlend blauen Himmel beim Frühstück Gesellschaft leistet. Bis zur Abfahrt mit dem Wassertaxi ist noch Zeit, sodass wir die Gegend noch etwas erkunden können. Port Motueka, am Motueka Inlet entlang, so eine Art Mini-Wattenmeer und auf blauen Dunst hinein in die Kina Beach Road, die aber ihrem Namen keine Ehre macht. Anstatt an der Beach landen wir auf einem Golfplatz ohne Wendemöglichkeit für unser 7 Meter Gefährt. Wir ernten böse Blicke einiger Golfer, als wir beide versuchen, Gisela draußen, ich drinnen mit hin- und her rangieren an der Einfahrt zum Golfplatz, um zu wenden. Wir hätten die Kina Peninsula Road nehmen sollen, aber jetzt war die Zeit zu knapp, sonst kommen wir zur Bootstour zu spät.

Nachdem wir wieder die miserable Straße nach Kaiteriteri bewältigt und die Gutscheine in die Tickets umgetauscht haben, gehts über den Bootssteg des Sea Shuttle vom Strand aus an Board. Die Tour führt an den einsamen Ufern des Abel Tasman Nationalparks entlang. Man kann sich an bestimmten Stränden absetzen lassen, bis zum nächsten Strand wandern und sich vom Shuttle bei der Rücktour wieder aufnehmen lassen. Der Skipper führt eine Strichliste, damit er weiß, wer auf der Rücktour fehlt.
Die abenteuerliche Serpentinenfahrt auf dem SH 60 von Riwaka nach Takaka zur Golden Bay sind wir dann nicht mehr gefahren. Ob diese Fahrt auf dieser Straße wohl den Aufstieg von Queenstown nach Cardona noch toppen könnte?

Obwohl die Sonne vom strahlend blauen Himmel scheint, macht sich ein immer kälter werdender Wind auf. Am späten Nachmittag bei der Rückkehr sind gerade mal noch 16 Grad und wir sind froh, in unser von der Sonne aufgeheiztes Wohnmobil zurückzukehren und uns bei einer heißen Tasse Kaffee aufwärmen zu können. Die Temperatur sinkt am Abend auf 10 Grad und wir bereiten uns auf eine kalte Nacht vor.
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[19. April] Motueka ⇒ Picton sonnig 14 °C

Es war wirklich sehr kalt heute Nacht und wir sind froh, dass die Sonne wieder vom Himmel strahlt. Die kalte Luft wird vom Südpol in diesem Jahr etwas zu früh nach Norden transportiert, sodass wir uns heute Nacht warm angezogen haben. Im Wohnmobil gibt es zwar eine Heizung, aber das Gebläse ist so laut, dass wir nicht dabei schlafen können. Doch mit zwei Decken, einem T-Shirt unter dem Schlafanzug und Socken an den Füßen kann man es aushalten.

Wir fahren um die Tasman Bay herum, die ein wundervolles Panorama mit vom Horizont immer näher heranrückenden Bergen bis Nelson bietet. So früh am Morgen gibt es noch kein Parkplatzproblem und so laufen wir durch eine hübsche kleine Stadt. Es herrscht wenig Verkehr, trotzdem sind unheimlich viele Leute auf den Straßen. Auf dem Markt fühlen wir uns um 50 Jahre in der Zeit zurückversetzt. An den Ständen gibt es nichts, was es nicht gibt, besonders aber viel Selbstgemachtes wie z. B. wollene Pullover und Strümpfe, Keramiken, Kerzen, Honig, Marmelade. Musikanten spielen hier und da. Wir können uns gar nicht losreißen.

Doch wir wollen heute noch nach Picton. Auf dem State Highway 6 schrauben wir uns auf schmalen Serpentinen hinauf ins Gebirge. Oben sind die Straßen sehr gut ausgebaut. Bei Havelock entscheiden wir uns auf der 6 Richtung Blenheim zu bleiben und gegen den kurvenreichen Queen Charlotte Drive nach Picton. Wir erreichen früher als gedacht Picton und versuchen direkt am Terminal unsere schon in Deutschland gebuchte Fähre auf einen Tag früher umzubuchen. Ein Anruf zuvor bei der Hotline der Interislander endete nicht anders als bei einer deutschen Hotline: Erst eine endlose Warteschleife, dann jemand, der uns versichert, dass wir unser Ticket nicht umbuchen könnten. Wir sollten doch mit dem Travelagent in Deutschland Kontakt aufnehmen. Wie witzig! Ohne in Deutschland jemanden aus dem Bett zu klingeln, suchten wir uns lieber jemanden am Interislander Terminal. Die junge Frau nahm unsere Tickets und schwupp, hatten wir unsere Fähre auf den nächsten Tag umgebucht.

Picton ist ein kleiner, verschlafener Ort, den es nicht geben würde, wenn er keinen Fährhafen hätte. Der Ort erwacht immer dann für kurze Zeit, wenn eine Fähre ankommt. Doch die meisten nehmen gleich die gut ausgebauten Straßen und verschwinden wieder. An diesem Samstag sind alle Geschäfte um 13 Uhr geschlossen und so stromern wir durch menschenleere Straßen, getrieben von einem böigen, unangenehmen kalten Südwind. Das Hafengebiet ist wirklich sehr schön hergerichtet, aber es wirkt ausgestorben. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz finden wir den Picton Top 10 Holiday Park. Er kommt uns sehr beengt vor. Deshalb fahren wir weiter die Waikawa Road hinauf zum Parklands Marina Holiday Park. Auf dem riesigen, an sich sehr schönen Platz im Grünen nahe dem Jachthafen sind wir so gut wie alleine. Nur ein paar Dauercamper scheinen hier noch zu wohnen, wir sehen aber niemanden.
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[20. April] Picton⇒Wellington sonnig 12-14 °C

Es war gut so, dass wir keine Nachbarn auf den Stellplätzen neben uns hatten, denn die wären letzte Nacht vom Klappern unserer Zähne aufgewacht. Obwohl ich mir mitten in der Nacht meinen Jogginganzug über den Schlafanzug mit dem T-Shirt darunter und ein zweites Paar Socken angezogen habe, fror ich wie ein Kettenhund. Als ich um 7 Uhr auf das Thermometer im Wohnmobil schaute, traute ich meinen Augen nicht: 5 °C. Die Heizung und die Sonne schafften es nur mühselig, etwas Wärme zu produzieren. Weil die Fähre erst um 15 Uhr abfährt, lassen wir uns heute alle Zeit der Welt mit dem Frühstück. Nur um nicht den zweiten Tag bezahlen zu müssen, verlassen wir erst in letzter Minute den Platz und genießen die warmen Sonnenstrahlen im Hafengebiet von Picton. Der Spielplatz mit einer kleinen Eisenbahn ist sehr gut besucht und im Gegensatz zu gestern Nachmittag ist hier unheimlich viel Volk auf den Beinen. Doch die warten alle auch nur auf die nächste Fähre.

Es ist ein Genuss, die Ausfahrt auf dem oberen Deck bei strahlendem Sonnenschein durch die Inselwelt bis zum offenen Meer zu beobachten. Nach über einer Stunde erst und der letzten Kurve bei Arapawa Island erreichen wir plötzlich das offene Meer. In der Ferne ist die Nordinsel schon im Blick und trotzdem wird es noch zwei Stunden dauern, bis wir wieder anlegen. Die Schlauen unter den Fahrgästen haben bis jetzt ihr Essen eingenommen, denn das große Schiff muss nun gegen ganz schön hohe Wellen ankämpfen und es geht auf und ab, nach rechts und nach links und wieder auf und ab. Viele der Tische des Restaurants im Bug werden verlassen, denn von hier hat man einen tollen Blick nach vorne und natürlich auf den Auf und Ab schwankenden Horizont. Bei untergehender Sonne in Wellington angekommen schlagen wir gleich die Nordrichtung ein, um den Top 10 Hutt Holiday Park in Lower Hutt zu erreichen. Wir fahren um die weite Bay des Wellington Harbour herum bis Lower Hutt. Der Holiday Park ist nichts Besonderes, viele der Mitreisenden von der Fähre wählen ihn ebenfalls für diese Nacht. Wellington steht dann morgen früh auf dem Programm.
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Die Reise geht weiter mit dem Reisebericht Nordinsel Neuseeland 2008.

Wie das aktuelle Wetter in Neuseeland gerade ist, erfährt man beim Neuseeland Wetterdienst.
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