Lothars Reiseberichte

Mit dem Mail Boat durch den Pelorus Sound

Die Fahrt mit dem Mail Boat durch den Pelorus Sound als Teil der
Marlborough Sounds Als Marlborough Sounds bezeichnet man die bewaldete, zerklüftete Küstenlandschaft der Nordostspitze der Südinsel mit ihren vor der Tasmanischen See geschützten Buchten und kleinen Stränden. Die beiden bekanntesten Sounds (Fjorde) sind der Queen Charlotte Sound und der Pelorus Sound. im Nordosten der Südinsel Neuseelands hat noch den Hauch der guten alten Zeit. Allerdings ist die Tour heutzutage keine rein romantische Angelegenheit mehr, sondern genauso ein Geschäft wie alle Touristenattraktionen in Neuseeland. Und Touristenattraktionen müssen auch in Neuseeland gut bezahlt werden. Den Unterschied macht allerdings der reale Postmann, der als Skipper mit seinem Postboot Post-Säcke in sein kleines Postschiff lädt, um sie den Empfängern zuzustellen. Aber nicht nur die Post wird verladen, sondern auch kistenweise bestellte Lebensmittel und kleine Ersatzteile für die Bewohner der abgelegenen Häuser und Farmen, die auf dem Landwege gar nicht oder nur schwer zu erreichen sind. Nebenbei ist das Postschiff aber auch ein Ausflugsschiff, in dem knapp vierzig Leute auf recht bequemen, festinstallierten und lederbezogenen Stahlstühlen im Innenraum hinter dem Steuerrad des Skippers Platz finden. Wer will, der kann für eine bessere Aussicht auf das kleine Oberdeck über eine steile schmale Treppe hinaufsteigen. Viele Sitzmöglichkeiten gibt es dort nicht. Die braucht man aber auch nicht, denn die Schönheit der Marlborough Sounds reißt einen sowieso von den Sitzen.

Als Marlborough Sounds bezeichnet man die von vielen verwinkelten Meerwasserarmen umfluteten Inseln und Halbinseln im Nordosten der Südinsel Neuseelands. Alle haben irgendwie eine Verbindung zur Cook-Street, der Meerenge, welche die neuseeländische Nordinsel von der Südinsel trennt. Im Gegensatz zur fast immer stürmischen und berüchtigten Meerenge der Cook-Street, sind die Sounds ruhige und mit kleinen Schiffen gut zu befahrene Wasserstraßen. Diejenigen, die schon einmal die Fährverbindung von Picton nach Wellington gefahren sind, haben bereits den Queen Charlotte Sound kennengelernt. Und wer hat dabei nicht schon einmal die wundervolle Landschaft genossen und fotografiert.
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Wir hielten bei unseren vergangenen Reisen immer mal wieder in Picton Ausschau nach Schiffstouren durch die Sounds, weil wir von dort eben auf die Nordinsel übersetzten. Wir fanden nur Touren von Wellington in die Sounds. In Picton fanden wir einfach keine Anbieter solcher Touren. Doch dieses Mal mit mehr Zeit ausgestattet, erweiterten wir unseren Suchradius und wurden im kleinen Ort Havelock fündig. Er liegt am State Highway 6 (SH 6) in der Verbindung von Blenheim oder Picton nach Nelson. In Havelock beginnt der Pelorus Sound. Viele Schiffseigner bieten von hier Fahrten und Ausflüge durch das Gewirr der Sounds an. Wir haben uns für die Fahrt an einem Dienstag mit dem Pelorus Mail Boot entschieden. Es fährt drei Mal die Woche verschiedene Touren im Pelorus Sound. Die Freitagstour scheint die beliebteste zu sein, weil die auch zu Seehundkolonien führen soll.

Bei unserem Aufenthalt im März 2015 nahmen wir über die Webseite die Buchung vor, nachdem die Wettervorhersage einen sonnigen Tag versprach. Wir hatten Glück und bekamen noch kurzfristig zwei Plätze.
An dem Dienstag war Havelock in dichten Nebel getaucht. War die Wettervorhersage doch falsch gewesen? Denn nichts wäre schlimmer als eine 7-stündige Schifffahrt im Nebel. Doch der Skipper, der sich als Scotsman (Schotte) bezeichnete, beruhigte die Reisenden in für Deutsche gut verständlichem Englisch. Er hatte zwischendurch immer wieder nette Geschichten oder Erklärungen parat, ohne einem damit auf die Nerven zu gehen, wie wir es bei anderen Touren schon erlebt haben. Schon bei der Ausfahrt lichtete sich das Grau, wobei sich die Nebelschwaden an den Berghängen fingen. Nach der ersten Kurve am Mahau Sound strahlte die Sonne von einem blauen Himmel auf den eben so blauen Wasserweg. Der ist umsäumt mit großen Hügeln, die mit Regen- oder Farnwald bewachsen sind. Vereinzelt tauchen immer mal wieder einzelne Dächer von Häusern oder Hütten auf.
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Immer wieder steuert das Postboot kleine Anlegestege an. Manchmal warten die Bewohner schon sehnsüchtig auf die Post oder die Lieferungen. Manche Stege verschwinden an Land im dichten Regenwald. Auf anderen stehen Leute, die große Palmwedel schwenken und mit diesem Maorigruß ankommende Passagiere willkommen heißen. Auf wieder anderen Stegen werden Wanderer mit Sack und Pack ausgeladen, die auf den vielen Tracks die Sounds zu Fuß erleben wollen. Versteckt liegende Stege liegen oft in Seitenarmen des Sounds und bieten dem Betrachter ein wunderschönes Naturschauspiel. In der Nydia Bay spiegeln sich im Blau des völlig glatten Wassers die tiefgrün bewaldeten Hügel, die am Ufer als Bruchkante als reale Bergkette aus dem Wasser emporsteigen. In anderen Seitenarmen führt die Fahrt an Muschelzuchtfarmen vorbei. Diese sichern mit ihren millionenschweren Umsätzen das Einkommen der Menschen. Wer gerne Muscheln konsumiert, der kann auch eigens solche Muschelfahrten von Havelock aus buchen.

Einige Wanderer lassen sich an dem einen oder anderen Steg absetzen, andere haben in der Wildnis ein Ferienhaus angemietet. Nach einigen Stunden erreichen wir die Wilson Farm, die in der sechsten Generation von der gleichen Familie bewirtschaftet wird. Unter anderem werden natürlich auch Schafe gehalten. Der Kinder werden im Home Schooling unterrichtet, bis sie nach Wellington in die weiterführende Schule müssen.

Hier ist für heute Halbzeit. Der Skipper macht Mittagspause und wir haben die Möglichkeit auszusteigen, um uns ein wenig umzuschauen. Wer jetzt aber einen gut gehenden Kiosk oder Gasthof mit Bierausschank und angrenzendem Souvenirshop erwartet, den muss ich enttäuschen. Wir sind hier in Neuseeland und nicht an der Nordseeküste, wo jeder schöne Winkel nur mit Kurkarte zu betreten ist. Man wird vor der Fahrt darauf hingewiesen, dass man sein Lunchpaket selber mitbringen soll, wenn man etwas zu Essen oder zu Trinken haben möchte. Kaffee oder Tee im Pappbecher oder vielleicht auch ein paar Cookies, das bietet der Schiffsservice allerdings an.
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Die Fahrt geht soweit hinaus, dass man am Horizont die Ausfahrt zur Cook Street sehen kann. Der Skipper weist darauf hin, dass man, führe man immer weiter geradeaus, die Nordinsel Neuseelands erreichte, um dann später, weiter hinten, zur nächsten Insel käme ... Australien. Das schelmische Grinsen auf seinem Gesicht bei diesen Worten bemerkt nur der aufmerksame Beobachter. Die höher werden Wellen zeugen von der Nähe der Cook Street und treiben so manchen vom Oberdeck nach unten. Doch zur Belohnung sehen wir ein paar Pinguine, die sich immer Wasser tummeln, manchmal kann man auch Delfine sehen. Wie gesagt, es handelt sich um das Postschiff, wobei Sight Seeing ein schöner Nebeneffekt ist.

Die Rückfahrt auf dem gleichen Weg wie die Hintour gestaltet sich ein wenig erlebnisarm. Fotos hat man alle geschossen, die Post ist verteilt, sodass auch nicht mehr angelegt wird. Viele der Mitreisenden halten ein Nickerchen und wir selber hoffen, dass nach der nächsten Biegung Havelock wieder vor uns auftaucht. Sieben Stunden sind doch eine lange Zeit.

Die Tour auf dem Pelorus Sound war ein in Erinnerung bleibendes wundervolles Erlebnis. Wer noch ein schönes Fotomotiv von oben auf den Pelorus Sound sucht, der kann aus Havelock Richtung Blenheim herausfahren und kurze Zeit später nach links auf den Queen Charlotte Drive Richtung Picton abbiegen. Nach nur wenigen Kilometern erreicht man einen Parkplatz mit der tollen Aussicht.
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Fotogalerie: Mit dem Mailboot durch den Pelorus Sound


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